Dienstag, 31. Mai 2011

So blöfft die Atomwirtschaft

Die Atomwirtschaft stagniert, allen Gerüchten um eine Renaissance zum Trotz. Das zeigen auch die neuesten Zahlen des Interessensverbands Nuklearforum: Anfang 2011 umfasste der zivile Nuklearpark der Welt 445 Kernkraftwerksblöcke in 30 Ländern. Wer zurückblättert merkt: Das ist purer Stillstand!

Blättern wir als zurück, wird der Misserfolg der atomaren Mission deutlich. So hiess es in den Nouvelles de l’énergie 5/2004: «Anfang 2004 umfasste der zivile Nuklearpark der Welt 445 Kernkraftwerksblöcke in 31 Ländern, wie die Schweizerische Vereinigung für Atomenergie (SVA) in einem Communiqué bekannt gibt. Dazu gehören neu die Blöcke Qinshan-III-2 in China und Ulchin-5 in Südkorea. Im gleichen Jahr wurden drei Kernkraftwerksblöcke ausser Betrieb genommen. Die Gesamtkapazität aller in Betrieb stehenden Kernkraftwerke stieg um rund 700 MW auf 365’423 MW elektrische Nettoleistung.»

Wohl auch nicht mehr allzulange am Netz - die älteste Schweizer Atomanlage Beznau I & II, die 1969 resp. 1972 radioaktiv wurde (Bild: Guntram Rehsche).








Und was meldet das Nuklearforum Schweiz am Montag? Anfang 2011 umfasste der zivile Nuklearpark der Welt 445 Kernkraftwerksblöcke in 30 Ländern, wovon fünf für längere Zeit ausser Betrieb gesetzt sind. Von den weltweit 65 laufenden Neubauprojekten werden 27 in China ausgeführt. Diese und weitere, umfangreiche Informationen liegen mit der Broschüre «Kernkraftwerke der Welt 2011» vor, die jetzt erhältlich ist. Laufend aktualisierte Information rund um die Welt der Kernkraftwerke finden Sie auch auf der interaktiven Plattform www.nuclearplanet.ch.

Fazit der so genannten Atomrenaissance im Weltmassstab:
Statt in 31 gibt es nur noch in 30 Staaten Atomanlagen und die Anzahl der Atomanlagen hat stagniert. Gestiegen ist die installierte atomare Leistung von 365'423 auf rund 378'000 MW, also grade mal um drei Prozent.

Fünf Einheiten haben übrigens 2010 den kommerziellen Betrieb aufgenommen: Rajasthan-5 und -6 in Indien, Ling-Ao-II-1 und Qinshan-II-3 in China und Rostow-2 in Russland. Im vergangenen Jahr wurde als einziger Reaktorblock der Schnelle Brüter Phénix bei Avignon in Frankreich endgültig stillgelegt. Die elektrische Gesamtnettoleistung der weltweit in Betrieb stehenden Kernkraftwerkseinheiten betrug gut 378'000 MW. Der Anteil der Kernenergie an der weltweiten Elektrizitätserzeugung lag bei rund 13%, das waren auch schon mehr (14%). Und mit den unterdessen in Japan abgeschalteten Reaktoren (mindestens deren fünf) und wohl sieben weniger in Deutschland wird die Bilanz auch nicht besser.

© Solarmedia

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Montag, 30. Mai 2011

Deutschland nagelt Ausstieg

Der Fahrplan für den Atomausstieg im nördlichen Nachbarland steht: Nach mehr als sieben Stunden Beratung einigten sich die Spitzen von CDU, CSU und FDP in der Nacht zum Montag, die letzten deutschen Meiler spätestens Ende 2022 vom Netz zu nehmen. Greenpeace zeigt sich not amused.

Das teilte Umweltminister Norbert Röttgen (CDU - siehe Bild) nach Ende der Gespräche im Kanzleramt mit. Nach Röttgens Angaben sollen die sieben im Zuge des dreimonatigen Atommoratoriums abgeschalteten Meiler sowie der Pannenreaktor Krümmel für immer stillgelegt werden. Sechs weitere Meiler sollen bis spätestens Ende 2021 abgeschaltet werden. Die drei modernsten Meiler sollen bis Ende 2022 laufen dürfen. Damit bekämen die AKW eine Strommenge zugeteilt, die einer Gesamtlaufzeit von 32 Jahren entspreche, sagte Röttgen. FDP-Chef Philipp Rösler hatte sich vor den Gesprächen gegen ein festes Ausstiegsdatum gewandt. CSU-Chef Horst Seehofer dagegen beharrte auf einem endgültigen Ausstieg aus der Atomkraft innerhalb von zehn Jahren. Die CSU hatte sich auf ihrer Vorstandsklausur vor rund zehn Tagen auf das Jahr 2022 als Enddatum festgelegt. Die FDP hatte zudem gefordert, zwei AKW als so genannte Kaltreserve zunächst nicht zurückzubauen, sondern für ein erneutes Wiederanfahren im Falle von Stromknappheit bereit zu halten. Röttgen äusserte sich dazu ausweichend: Es werde alles dafür getan, «dass die Versorgungssicherheit zu jeder Stunde und zu jeder Nachfrage gewährleistet sei», sagte er. Über die Einzelmassnahmen habe aber die Bundesnetzagentur zu entscheiden.

Ausserdem bestätigte der Umweltminister, dass die umstrittene Brennelementesteuer nicht abgeschafft wird. Die bis 2016 geltende Abgabe wurde geschaffen, um jährlich 2,3 Milliarden Euro in den Bundeshaushalt zu spülen. Ihr Ertrag wird aber ohnehin dadurch geschmälert, dass die meisten der im Zuge des Moratoriums abgeschalteten sieben Alt-Meiler endgültig vom Netz bleiben und die Steuer nur auf neue Brennstäbe erhoben wird.

Nach Angaben von Röttgen orientierte sich die Koalition bei ihrer Entscheidung an dem Bericht der Ethikkommission, die einen Ausstieg innerhalb eines Jahrzehnts oder schneller vorgeschlagen hatte. Die Opposition zeigte sich nach einer zwischenzeitlichen Unterrichtung über den Stand der Verhandlungen durch Kanzlerin Angela Merkel im Bundeskanzleramt unzufrieden. Sowohl SPD-Chef Sigmar Gabriel als auch Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin lehnten die Idee ab, Atomkraftwerke als Reserven für die Stromerzeugung einzusetzen. Die Regierung hatte nach der Atomkatastrophe in Japan die sieben ältesten deutschen AKW sowie Krümmel für drei Monate vom Netz genommen und eine Sicherheitsüberprüfung aller Atomkraftwerke angeordnet.

Greenpeace reagierte derweil bestürzt auf den "Atomdeal" zwischen den Koalitionsparteien in der Nacht vom 29. Auf den 30.05.2011. Entgegen dem Versprechen von Bundeskanzlerin Merkel, aus der Atomkraft "so schnell wie möglich" auszusteigen, sollen die letzten deutschen Atomreaktoren frühestens im Jahre 2022 vom Netz gehen. Auch bleibe unklar, ob ein Parlamentarischer Beauftragter für die Energiewende eingesetzt werden soll. Damit könnte den Atomkonzernen Tür und Tor geöffnet werden, den Atomausstieg noch weiter zu verzögern, warnt Greenpeace.

Quelle: Agenturen / SDA / Greenpeace

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Freitag, 27. Mai 2011

Lehren aus Fukushima ziehen!

Greenpeace präsentiert eine bislang unveröffentlichte Studie, die die Desinformationspolitik des Nuklearkonzerns TEPCO und der japanischen sowie internationalen Atombehörden als gefährlich und verantwortungslos entlarvt.

Schon wenige Stunden nach dem japanischen Erdbeben vom 11. März hat TEPCO von den Kernschmelzen in Fukushima gewusst und die radioaktive Verseuchung seiner Angestellten, der umliegenden Region und des Meerwassers in Kauf genommen. Auch die deutsche Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) übernahm kritiklos die verharmlosenden Darstellungen (Anmerkung Atominfomedia: wie auch die schweizerische Sicherheitsbehörde ENSI). Die neuen Erkenntnisse haben nach Meinung der Umweltschützer auch Konsequenzen für die technische und ethische Bewertung der Atomkraft in Deutschland. Greenpeace übergibt deshalb die Studie am Freitag der Ethikkommission, die am kommenden Samstag ihre Empfehlungen an die Bundesregierung geben wird.

"Niemand lügt ohne Grund", sagt Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. "Die Ausflüchte und Verheimlichungen von TEPCO sowie die andauernden Beschwichtigungen und Verharmlosungen der internationalen Atombehörden haben nur ein Ziel: Man will die Menschen glauben machen, dass die Atomkraft auch nach dem katastrophalen Unfall in Fukushima beherrschbar ist. Doch das ist der größte Irrtum." Die Studie macht deutlich, dass TEPCO bereits in den ersten Stunden nach dem Erdbeben von den Kernschmelzen gewusst und die japanische Bevölkerung und die internationale Gemeinschaft seitdem bewusst getäuscht hat. Innerhalb der ersten 24 Stunden des Unfalls hatte TEPCO direkten Zugang zu Daten, welche die rasch ansteigenden Temperaturen im Druckbehälter sowie eine Kernschmelze offensichtlich machten.

Dem Report zufolge konnte der britische Nuklearingenieur Dr. John Large die Kernschmelzen in den Reaktoren 1-3 trotz der verheimlichten Daten schon wenige Tage nach der Explosion nachweisen. Die Entscheidung, Meerwasser auf die Reaktoren zu schütten, geschah in dem vollen Bewusstsein, dass der Druckbehälter bereits gebrochen war. Man nahm in Kauf, dass mehrere zehntausend Tonnen hoch radioaktives Wasser auslaufen und in die Umwelt gelangen konnten. "Deutschland ist wie Japan nicht auf einen Super-GAU vorbereitet. Das macht die Hilflosigkeit im Umgang mit der Katastrophe in Japan deutlich", sagt Smital. "Die in Fukushima ergriffenen Maßnahmen zur Kühlung der Reaktoren wären in Deutschland unmöglich. Wir könnten nicht radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer pumpen. Der deutsche Katastrophenschutz wäre einer Evakuierung nicht gewachsen."

"Es gibt daraus nur drei logische Schlüsse für Herrn Töpfer und die Ethik-Kommission: Die gefährlichsten Reaktoren müssen sofort vom Netz, die Anlagen in Erdbebengebieten müssen ohne Tabus auf den Prüfstand und alle übrigen AKW müssen so schnell wie möglich abgeschaltet werden und zwar ohne Hintertürchen. Ein mittelfristiger Ausstieg 2022 wäre nicht zu verantworten und ist daher nicht akzeptabel."

Quelle: Greenpeace | Lena Küpper

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Fukushima konkret

Atombefürworter behaupten mitunter, die Katastrophe von Fukushima bliebe weit gehend folgenlos. Doch die Katastrophe wirkt sich beispielsweise messbar auf die Meereswelt aus: Laut einer Untersuchung von Greenpeace liegt die Belastung mit radioaktiven Partikeln bei Fischen, Seetang und Krebstieren teilweise 60-mal höher als die erlaubten Grenzwerte. Das berichtet Spiegel Online.

Umweltaktivisten haben in Meeresfrüchten nahe dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima hohe Strahlenbelastungen gemessen. Bei 14 von 21 untersuchten Proben hätten die radioaktiven Partikel die gesetzlichen Grenzenwerte für den Verzehr überschritten, teilte die Umweltorganisation Greenpeace Japan am Donnerstag mit. Zu den analysierten Lebensmitteln gehörten Seetang und Krebstiere. Auch Fische, die in 22 bis 60 Kilometern Entfernung des Atomkraftwerks gefangen wurden, seien untersucht worden. Greenpeace fand erhöhte Werte für Jod 131, Cäsium 134 und Cäsium 137. Bei Seetang seien Werte für radioaktives Jod gemessen worden, die mehr als dem 60-fachen der Grenzwerte entsprechen.

Das Kraftwerk war am 11. März bei einem schweren Beben und einem anschließenden Tsunami stark beschädigt worden. Seither tritt Radioaktivität aus. Der AKW-Betreiber Tepco hatte Anfang April damit begonnen, schwach radioaktives Wasser aus dem Kraftwerk in den Pazifik zu pumpen. Tepco wollte so für höher belastetes Wasser Platz schaffen, das ins Meer sickerte. Anfang Mai war Greenpeace mit einem Schiff vor der Küste Fukushimas unterwegs. Dort sammelten Experten nach eigenen Angaben zwei Wochen lang Proben. Teilweise sei die radioaktive Verseuchung von Meeresalgen so hoch gewesen, dass eine Messung nicht möglich war.

Zudem erhob Greenpeace schwere Vorwürfe gegen Tepco: Der Konzern soll bereits wenige Stunden nach dem Erdbeben vom 11. März von den Kernschmelzen in Fukushima gewusst haben. Die japanische Bevölkerung und die internationale Gemeinschaft seien bewusst getäuscht worden, so die Umweltschutzorganisation am Donnerstag in Hamburg. Innerhalb der ersten 24 Stunden des Unfalls habe Tepco direkten Zugang zu Daten gehabt, die die rasch ansteigenden Temperaturen im Druckbehälter sowie eine Kernschmelze offensichtlich gemacht hätten, heißt es in der Studie. Die radioaktive Verseuchung der AKW-Beschäftigten, der Region um die Atomanlagen und des Meerwassers seien in Kauf genommen worden.

Der AKW-Betreiber Tepco hatte am Dienstag erstmals zugegeben, dass es nicht nur in Reaktor 1, sondern auch in den Reaktoren 2 und 3 "sehr wahrscheinlich" zu Kernschmelzen gekommen sei. Zuvor hatte Japans Regierungschef Naoto Kan vor dem Parlament eingeräumt, die Bevölkerung wegen der ihm vorliegenden Tepco-Angaben "vollkommen falsch" über die Atomkatastrophe in Fukushima unterrichtet zu haben.

Quelle: Spiegel Online

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Donnerstag, 26. Mai 2011

Klimaerwärmung bedroht AKW

Climate change poses a serious threat to the future safety of nuclear power plants, a UK-based researcher has warned in a respected science journal. Natalie Kopytko says there are "serious doubts" that nuclear can cope with our changing global weather.

Often touted as the solution to global warming by pundits, including recent convert George Monbiot, nuclear power could instead be one of its first victims, writes Kopytko of the University of York's environment department in the New Scientist. Nuclear power plants are vulnerable because they depend on access to huge volumes of water which they need to cool their reactors - and to power in order to pump that water. It was after both these vital links were severed in an earthquake and tsunami that the Fukushima 1 plant in Japan went so disastrously awry.

While the explosions and leaks at Fukushima in Japan were caused by a once-in-a-lifetime double catastrophe, similar disasters could be caused by rising sea levels, rising temperatures and unpredictable weather patterns, Kopytko believes. While all nuclear power plants are constructed to withstand a "certain level" of flooding, none have been built with increased flooding caused by rising sea levels or increased rainfall in mind.

Further risks are posed by droughts reducing water supply and heat waves increasing the temperature of the water used for cooling. Rising temperatures have already caused France to relax its rules on safe working temperatures for discharge, while droughts in the US caused legal battles over nuclear plants using the lion's share of water. Another threat is posed by hurricanes, which can cut power and communication lines and block evacuation routes. And many models of how the world's weather patterns will shift in future years predict a rise in hurricane incidence.

Finally, Kopytko points out that not only are there serious safety concerns but, if the plants themselves are returning hotter and hotter water to the environment, then that must itself be taken into account when assessing their green credentials. Kopytko accepts that other forms of energy generation are also vulnerable to climate change - but "the bottom line is that if nuclear power is to be used to mitigate the effects of climate change, it must also be capable of adapting to them".

Read more: http://www.thefirstpost.co.uk/79453,news-comment,news-politics,nuclear-power-at-risk-from-climate-change#ixzz1NSsjctLV

Quelle: The First Post

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Europaweite Anti Atom Allianz

Zehn atomkraftfreie Länder aus Europa sind derzeit zu Gast in Wien, um über Alternativen zur Atomkraft zu diskutieren. Am Donnerstag fiel damit der Startschuss für die Anti Atom Allianz in Europa.

Zehn atomkraftfreie Staaten - Lettland, Dänemark, Malta, Liechtenstein, Griechenland, Irland, Portugal, Estland, Zypern und Luxemburg - kamen auf Einladung von Umweltminister Niki Berlakovich nach Wien, um über die Möglichkeit eines atomkraftfreien Europas, nukleare Sicherheit und nachhaltige Energiesysteme zu diskutieren. Im Rahmen des Treffens wurde auch eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, die sowohl die Forderung von Stresstests als auch die Umstellung von Atomkraft auf erneuerbare Energien beinhaltet.

Anti-Atom-Allianz atomkraftfreier Staaten. Im Bild vlnr.: S.E. Panayotis ZAGRAFOS (Botschafter Griechenlands), S.E. James BRENNAN (Botschafter Irland), I.E. Arlette CONZEMIUS (Botschafterin Luxemburg), S.E. Torben BRYLLE (Botschafter Dänemark), Niki Berlakovich (Umweltminister), Raimonds Vejonis (Minister für Umwelt der Republik Lettland), Dr. Renate Müssner (Regierungsrätin Liechenstein), Peter PORTELLI (Secretary OPM, Malta), S.E. Marios LYSSIOTIS (Botschafter Zypern) und S.E. Dr. Manuel MARCELO MONTEIRO CURTO (Botschafter Portugal)

"Angesichts des nahezu apokalyptischen und unkontrollierbaren Ereignisses in Japan im März dieses Jahres war und ist es mir absolut wichtig, die richtigen Schlüsse für uns und die Generationen nach uns zu ziehen. Ich habe sofort begonnen aus der Tragödie weisungsgebende und zukunftsorientierte Schritte einzuleiten. Der Weg ist klar vorgegeben: Raus aus Atom - rein in Erneuerbare!", meint Berlakovich.

"Für mich und für Österreich war und ist Atomenergie nicht beherrschbar und keine Lösung! Es geht einfach um die maximale Sicherheit der österreichischen Bevölkerung. Ich werde dafür kämpfen, dass noch mehr Länder unserem Beispiel folgen", so Berlakovich weiter. "Die heute gegründete Anti Atom Allianz ist ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung." Beim nächsten Umweltministerrat kommenden Juni wird der Umweltminister die heute ausgearbeitete Erklärung präsentieren. Das nächste Treffen der Anti Atom Allianz ist für Herbst in Griechenland vorgesehen.

Quelle: oekonews.at

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Mittwoch, 25. Mai 2011

Die Schweiz steigt aus!

Der Bundesrat hat sich dafür ausgesprochen, dass die bestehenden Atomkraftwerke am Ende ihrer Betriebsdauer nicht ersetzt werden. Rahmenbewilligungen für neue AKW sind in der Schweiz damit hinfällig. Mit der jetzigen Lösung geht der Bundesrat von einer Betriebsdauer von 50 Jahren aus. Die bestehenden AKW werden bis zum Ende ihrer Laufzeiten am Netz bleiben. Das bestätigte auch das das zuständige Bundesamt UVEK. Die Medienorientierung von Mittwochnachmittag verlief wie folgt:

Zuerst erläuterte die Bundespräsidentin und zuständige Bundesrätin Doris Leuthard, warum der Bundesrat schon am Mittwoch über den AKW-Entscheid informierte. Die Angst vor Indiskretionen war der Grund, warum man die für morgen angesetzte Medienkonferenz schon heute stattfindet. Fazit: Die Vorteile der Kernenergie würden immer kleiner, so Leuthard. Seit Fukushima habe sich die Situation grundlegend geändert. Die Kernenergie sei zudem in den letzten Jahren teurer geworden. Wegen der Sicherheit aber auch wegen der Lagerung des radioaktiven Abfälle. Im Gegenzug würden die erneuerbaren Energien immer günstiger.

Warum nicht das Szenario 1, das die Fortsetzung der heutigen Politik vorsah? Leuthard: Ein Restrisiko würde bleiben. Das Szenario 1 verhindere auch, dass man die Trendwende schaffe. Warum aber nicht das Szenario 3, das den vorzeitigen Ausstieg anvisierte? Leuthard: «Die Schweizer AKW seien sicher, daher gebe es keinen Grund, die Reaktoren vorzeitig vom Netz zu nehmen.» Also werden auch Mühleberg und Beznau weiter betrieben und voraussichtlich gegen Ende dieses Jahrzehnts still gelegt.

Wichtig sei jetzt, dass die Wasserkraft ausgebaut werde, wie Leuthard betont. Zudem müssten zusätzliche Pumpspeicherkraftwerke gebaut werden. Auch erneuerbare Energien müssen nun massiv gefördert werden. Man werde schliesslich auch nicht darum herumkommen, Strom zu sparen. Wenn alle diese Massnahmen nicht ausreichten, müsse man auch «Brückentechnologien» wie Gaskraftwerke in Betracht ziehen. Dies habe aber nicht erste Priorität.

«Der Atomausstieg bietet für unser Land viele Chancen. Der Bundesrat will damit auch ein klares Signal an die Wirtschaft senden. Die Schweiz will sich mit Technologien der Zukunft gut positionieren. Darin wollen wir auch investieren», sagte Leuthard. «Der Wechsel braucht Zeit, aber wir haben auch Zeit.» «Wir haben im Bundesrat viel gestritten. Aber ich bin mir sicher, es hat sich gelohnt. Langfristig ist es die richtige Lösung, dieser Weg lohnt sich.» Und Leuthard sagte: «Heute ist durchaus ein historischer Tag.»

Quelle: Agenturen

© Solarmedia

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AKW-Betreibern nicht zu trauen

AKW-Betreibern ist nicht zu trauen. Die nun beschlossenen Europäische AKW-Stresstests wären nur unter breiter Einbindung unabhängiger Experten glaubwürdig, hält Greenpeace gemäss einer Meldung des Nachhaltigkeitsportals oekonews.at fest.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace übt heftige Kritik an der Informationspolitik des japanischen AKW-Betreibers TEPCO. Monate nach dem Reaktorunfall im AKW Fukushima räumt die Betreiberfirma nun ein, dass es schon kurz nach dem Erdbeben Kernschmelzen in den Reaktoren 2 und 3 gegeben hat. Schon kurze Zeit nach dem Ausfall der Kühlsysteme haben Greenpeace-Atomphysiker eine teilweise Kernschmelze in den Reaktoren 1 bis 3 prognostiziert. Ein Umstand der lange Zeit geleugnet wurde.

Endgültig zerstörtes Vertrauen in die Atomwirtschaft: Unmittelbar nach Erdbeben und Flut kam es in Fukushima bereits zur Kernschmelze. Was im Innern des Reaktors geschah und Betreiber Tepco bereits wusste, blieb der Welt noch Monate verborgen.


"TEPCO hat die Weltöffentlichkeit wochenlang an der Nase herumgeführt, um das wahre Ausmaß der Reaktorkatastrophe zu vertuschen und herunterzuspielen. TEPCO hat damit bewusst mögliche Schäden für die japanische Bevölkerung in Kauf genommen", ärgert sich Niklas Schinerl, Atomsprecher von Greenpeace. "Diese Vorgehensweise reiht sich nahtlos ein in eine lange Reihe von Lügen der Atomindustrie. Das hat auch in Europa System. Die Atomlobby vertuscht auch hier lieber Störfälle, anstatt die Menschen über die wahren Gefahren der Atomkraft zu informieren."

Greenpeace warnt angesichts der in Europa anstehenden AKW-Stresstests eindringlich davor, den AKW-Betreibern blind zu vertrauen. Für die Umweltorganisation steht fest, wenn die europäischen AKW-Stresstests glaubwürdig sein sollen, müssen hier möglichst breit unabhängige Experten eingebunden werden, die auch einen Zugang zu Teilen der Atomkraftwerke bekommen. "Die Überprüfung der Atomkraftwerke den Betreibern und den Atombehörden zu überlassen, bedeutet den Bock zum Gärtner zu machen. Das Interesse der Atomindustrie ist es, möglichst wenig verändern zu müssen. Die Sicherheit bleibt dabei meist auf der Strecke und das Risiko haben wir Europäerinnen zu tragen", fasst Schinerl zusammen.

Bericht zu Fukushima Daiichi 1 unter www.greenpeace.at/fukushima-reaktor1.

Quelle: oekonews.at / Greenpeace Österreich

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Dienstag, 24. Mai 2011

Japan: Dreifach-Kernschmelze

Bei der Atomkatastrophe in Fukushima kam es nicht nur in Reaktor Eins, sondern auch in Nummer Zwei und Drei zur Kernschmelze. Was der Betreiber Tepco am Dienstag eingestand, bestätigt lange Vermutungen der Fachwelt.

"Nüchtern betrachtet war es nur logisch, dass die Hitze und die enormen Wasserstoffmengen auch in weiteren Reaktoren Schmelzen auslösten. Tepco hat stets den günstigsten Fall dargestellt und sich dabei an eine sehr geringe Chance geklammert. Zu untersuchen ist, warum die japanische Regierung so spät reagiert hat", erklärt Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital gegenüber pressetext. Ob Brennstäbe geschmolzen sind oder nicht, bestimmt den Umgang mit einer Atomkatastrophe ganz entscheidend, betont Smital. "Intakte Brennstäbe liefern Rückhaltebarrieren für die Freisetzung von Spaltprodukten und können aufgrund ihrer größeren Oberfläche leichter gekühlt werden. Geschmolzene Stäbe verbleiben hingegen am Boden des Reaktordruckbehälters als heißer Klumpen, der sich durch den Beton fressen kann und zusätzlich Wasserstoff entstehen lässt." Die Aufräumarbeiten und der Verschluss der havarierten Reaktoren würden somit wesentlich länger dauern als bisher angenommen.

Dass nun bereits alles auf dem Tisch liegt, was infolge des Bebens und des Tsunami in Fukushima passiert ist, bezweifelt der Experte. "Unklar ist noch, wie viel Radioaktivität im und um den Reaktor freigesetzt wurde und wie viel ins Meer gelangte." Neue Erkenntnisse könnte hier das zehnköpfige Gremium von unabhängigen Atomexperten liefern, das, wie die japanische Regierung soeben angekündigt hat, die Vorfälle untersuchen soll. "Wir brauchen endlich ein objektives Bild von der Katastrophe. Denn scheinbar war selbst Japans Regierung bisher nicht umfänglich informiert und glaubte den geschönten Tepco-Angaben", so Smital.

Letzteres würde erklären, warum Japan bis zum 12. April mit der Einstufung als INES-7-Störfall wartete - und nicht mit "ganz anderen Kraftakten" der atomaren Bedrohung gegengesteuert hat. "Bei Tschernobyl 1986 war schon Stunden nach dem Unfall eine Hubschrauber-Armada am Unglücksort und 90.000 Arbeiter errichteten in nur sechs Monaten den Sarkophag. In Fukushima kam es nicht nur in einem, sondern in drei Reaktoren zu Kernschmelzen, doch das Engagement ist deutlich geringer." Das Anhalten der schleichenden Freisetzung langlebiger radioaktiver Substanzen sei dadurch zu befürchten, so der Greenpeace-Sprecher.

Quelle: pressetext

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Umweltschäden durch AKW?

Die Schweiz ist ein kleines Land, nur über Umweltschäden innerhalb der so definierten Landesgrenzen zu diskutieren, greift zu kurz. In Zusammenhang sowohl mit dem Uranabbau für Schweizer AKW wie auch der Wiederaufbereitung (Majak in Russland) sind Umweltschäden aber nachgewiesen. Ein Kommentar von Guntram Rehsche zur Frage, ob AKW denn bislang in der Schweiz die Umwelt geschädigt hätten.





Innerhalb der Schweiz ist die Frage der Häufung von Leukämie im Umkreis von Atomanlagen offen - Hinweise auf einen Zusammenhang bestehen. Wichtiger noch ist das Potential einer Umweltschädigung, auch wenn der Schaden noch nicht eingetreten ist - dass ein solches vorhanden ist, belegen die jetzt wieder aufgetauchten Forderungen des ENSI, mehr für die Sicherheit zu tun. Das wäre ja nicht nötig, wenn kein Schadenpotential vorhanden wäre.

Auf das Schadenpotential weist auch die Versicherungsfrage hin. Immerhin müssen AKW für Schäden von 1,8 Mrd. CHF grade stehen - also rechnet die Branche und rechnen die Versicherer mit der Möglichkeit von Schäden. Schliesslich erstreckt sich die Versicherungssumme aber keinesfalls auf alle möglichen Schäden, die für die Schweiz auf mehrere hundert Milliarden oder gar Billionen veranschlagt werden. Offen ist zudem, inwieweit durch die Endlagerung weitere Schäden zu gewärtigen sind.

Also die Gegenfrage: Kein Schadenpotential? Dass Atomstrom nicht die vollen Kosten ausweist, ist unterdessen Allgemeinwissen. Neue AKW werden sicherlich nicht mehr zu tiefen Produktionskosten wie bislang Strom herstellen - gerechnet wird unterdessen mit 15 - 20 Rappen pro kWh. Mit anderen Worten: die Atomwirtschaft erledigt sich selbst.

© Solarmedia

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Montag, 23. Mai 2011

Menschenstrom für Erneuerbare

Es war ein eindrücklich, als am Sonntag über 20'000 Menschen an der Grosskundgebung «Menschenstrom gegen Atom» im Aargau zwischen den AKW Beznau und Leibstadt sowie dem früheren Atomforschungslabor des Paul-Scherrer-Instituts (PSI) teilnahmen (siehe auch Solarmedia vom 22. Mai 2011). Es war aber vor allem auch eine Demonstration für den Einsatz der Erneuerbaren Energien, die die fossilen und nuklearen bereits heute ersetzen (könnten). Das folgende Bilderkaleidoskop lässt die grösste Energiekundgebung seit 25 Jahren nochmals aufleben.

















© Solarmedia / Foto Guntram Rehsche

Zu den Bildern:
- links oben: Solarbetriebenes Bio-Klo auf Wanderschaft zwischen Würenlingen und Döttingen
- oben: grüne Luftballons wiesen darauf hin: «Die Zukunft ist erneuerbar»
- links: auch im Aargau sind bereits Solaranlagen zu sehen
- links: Polizei überwachte - vorne die Demo, weit hinten das AKW Beznau
- links unten: Labor und Solartracker des PSI, das sich heute auch den Erneuerbaren widment
- unten rechts: selbst am Nachmittag strömte Gross und Klein noch auf den Kundgebungsplatz

Sonntag, 22. Mai 2011

25'000 im Menschenstrom

Nach Beobachtungen von Solarmedia haben mindestens 25'000 Personen an der Anti-Atomdemonstration rund um das AKW Beznau teilgenommen. Schon am frühen Morgen hatten sich Tausende auf den Weg von Würenlingen aus gemacht, später kamen Tausende weiterer DemonstrantInnen aus dem nahe gelegenen Döttingen hinzu.

Die Aargauer Kantonspolizei meldete gemäss Radio DRS Mitte Nachmittag eine Zahl von 20'000 TeilnehmerInnen der Veranstaltung «Menschenstrom gegen Atom», zu welcher rund 150 Organisationen aufgerufen hatten. 10'000 erwarteten diese, was ohne Zweifel deutlich übertroffen wurde. Getreu der Devise, wonach polizeiliche Schätzungen sich stets am unteren Rand der effektiven Zahl von DemonstrantInnen bewegt, dürften es weit mehr gewesen sein. Der Solarmedia-Redaktor war am 10-Kilometer-Marsch beteiligt und liess sich vom endlos langen Zug durch die Aargauer Dörfer bis zum Demo-Platz nahe Döttigen treiben. Unterdessen hat auch NZZ Online zumindest die Zahl von 20'000 TeilnehmerInnen bestätigt, die sich bei Kleindöttingen zusammen fanden. Die Rede ist dabei auch von der grössten Kundgebung gegen Atomenergie seit 25 Jahren.Auffällig viele junge TeilnehmerInnen waren dabei, doch wie schon im vergangenen Jahr mochte die grosse Atom-Demo auch wiederum viele Ältere mobilisieren. Und deutlich war neben der Anti-Atom-Haltung überall auch der Hinweis auf die Alternativen Energien präsent: «Die Zukunft ist erneuerbar», lautete der passende Slogan. Anders als in den 70er und 80er Jahren während der ersten grossen Anti-Atom-Welle ist unterdessen die Einsicht weit verbreitet, dass Erneuerbare Energien sehr wohl eine Alternative zur fossilen und eben auch zur nuklearen Energiewirtschaft darstellen.Nach Grussbotschaften aus dem japanischen Fukushima, Bern, Deutschland und Österreich trat der Liedermacher Aernschd Born auf die Bühne. Born war bereits bei den Protesten gegen das AKW Kaiseraugst in den 1970er-Jahren gegen Atomkraft aufgetreten. Unter den angekündigten Rednern in Kleindöttingen sind auch Veteranen der Anti-AKW-Bewegung wie der Kabarettist Franz Hohler. Er zeigte sich «berührt» wegen des grossen Aufmarsches, wie er der Nachrichtenagentur SDA sagte: «Ich hoffe, dass es nicht zu rasch wieder verfliegt.» Die eindrückliche Demonstration, die damit den letztjährigen Anti-Atom-Marsch von Aarau nach Olten (über das AKW Gösgen) mit damals rund 4000 TeilnehmerInnen bei weitem in den Schatten stellte, dürfte und muss ein deutliches Zeichen an die Schweizer Regierung sein. Der Bundesrat wird am kommenden Mittwoch die weitere Marschrichtung der hiesigen Energiepolitik festlegen. Selbst Bundesrätin Leuthard, bekannt als Aargauer Verfechterin des atomaren Wegs, rückt offenbar unterdessen von einer strikten Atomlinie ab, wie die NZZ am Sonntag berichtet.

© Solarmedia / Bilder Guntram Rehsche

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Freitag, 20. Mai 2011

Fukushima-Betreiber vor Pleite

Tepco, Betreiber der Katastrophen-Anlage im japanischen Fukushima, macht Rekordverlust und schasst seinen Chef. Zudem sollen vier Reaktoren sollen verschrottet werden. Die Strahlung ist weiter hoch, in Block 2 ist es heiß und feucht.

Die Atomkatastrophe von Fukushima hat jetzt den Chef der Betreiberfirma den Job gekostet. Gestern erklärte der Tepco-Chef Masataka Shimizu seinen Rücktritt. Er habe beschlossen, die "volle Verantwortung" zu übernehmen, sagte der 66-Jährige. Sein Management des Unfalls war wiederholt kritisiert worden, auch weil er sich im März wochenlang krankgemeldet hatte. Mit ihm wurde auch der Chef von Tepcos Atomabteilung, Sakae Muto, entlassen. Der Energiekonzern selbst steht vor dem Ruin. Gestern wurde nach Agenturberichten bekannt, dass er im Geschäftsjahr, das Ende März auslief, einen Verlust von 1,25 Billionen Yen, umgerechnet fast 11 Milliarden Euro, verbucht hat – das größte Minus, das je ein japanisches Unternehmen außerhalb des Bankensektors gemacht hat. Die Belastung durch die Atom-Krise beziffert Tepco mit 1 Billion Yen (8,5 Milliarden Euro). Das Abschalten der vier zerstörten Fukushima-Blöcke schlage mit 207 Milliarden Yen (176 Millionen Euro) zu Buche.

Die Stilllegung der vier zerstörten Blöcke in Fukushima, die Aufräumarbeiten und die Reparatur von Ersatzkraftwerken belasten die Bilanz. Der Aktienkurs von Tepco ist seit dem Unfall um 80 Prozent gefallen, es gibt keine Dividende – und einen Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr wagten die Manager nicht. Die Aussichten sind düster: Der Konzern wird nur durch staatliche Hilfen am Leben gehalten, Analysten rechnen mit Entschädigungszahlungen von über 100 Milliarden Euro.

Auch die Lage an den havarierten Reaktoren ist weiterhin gefährlich. Zum ersten Mal seit dem Unglück betraten jetzt Arbeiter die Reaktoren 2 und 3 – und verließen sie gleich wieder. Denn sie entdeckten bis zu 50 (Reaktor 2) und bis zu 170 (Reaktor 3) Millisievert pro Stunde: 250 Millisievert ist die Obergrenze für den gesamten Einsatz eines Arbeiters, vor dem Desaster lag der Wert bei 100 Millisievert. Diese Dosis haben bisher etwa 30 Arbeiter abbekommen, meldet der TV-Sender NHK. Außerdem ist es an Block 2 so heiß und feucht wie in einer Sauna, so dass die Manschaften nur wenige Minuten arbeiten können. Bis ein neues Kühlsystem installiert ist, ist die Arbeit laut Tepco kaum möglich.

Neue Dokumente weisen inzwischen darauf hin, dass am Beginn der Katastrophe die Notventile versagt haben. Als nach Erdbeben und Tsunami die Kühlung ausfiel, wollten die Tepco-Ingenieure an den Reaktoren die Ventile öffnen, um den Druck abzulassen. Diese aber, schreibt die New York Times, hätten ohne Strom nicht funktioniert und seien auch von Hand nicht zu steuern gewesen. In den USA hat daraufhin eine Debatte begonnen, ob bei den baugleichen US-Atomkraftwerken die Ventilsysteme ausgetauscht werden müssten. Für die deutschen Meiler gibt es dagegen laut Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) eine solche Debatte noch nicht, auch weil sie anders konstruiert seien. Aber dass "Systeme zur Störfallbeherrschung sicher funktionieren sollen, versteht sich von selbst", hieß es.

Quelle: tageszeitung taz Berlin

Donnerstag, 19. Mai 2011

Philippinen motten ein

Die Katastrophe von Fukushima gab den Ausschlag: Die Regierung der Philippinen wird das nie in Betrieb genommene Atomkraftwerk auf Bataan einmotten, wie Spiegel Online meldet. Künftig sollen Touristengruppen durch die Anlage geführt werden - als Warnung vor den Gefahren der Kernenergie.

Das einzige AKW der Philippinen, das Bataan Nuclear Power Plant (BNPP), ist nie hochgefahren worden, hat nie einen Watt Strom produziert - und wird es auch nicht mehr. Vielmehr soll die Anlage auf der Halbinsel Bataan laut bald Ziel von Touristen sein, die die über ein Vierteljahrhundert alten Kontrollräume und den Reaktor besichtigen können. Das Bild (AFP) zeigt einen Fischer vor der nie in Betrieb genommenen Anlage. In Zeiten der Ölkrise hatte der berüchtigte Präsident Ferdinand Marcos 1976 den Bau, nur 60 Kilometer von der Hauptstadt Manila entfernt, veranlasst. 1984 war der Meiler für rund 2,3 Milliarden Dollar fast vollendet, seine Fertigstellung allerdings wurde nach Marcos' Sturz von seiner Nachfolgerin Corazon Aquino 1986 gestoppt. Der Grund: die große Erdbebengefahr, aktive Vulkane in der Nähe wie der 1991 ausgebrochene Pinatubo und Sicherheitsbedenken in Zusammenhang mit einem Korruptionsskandal.

Dennoch wurde das AKW aufwendig und unter Millionen-Einsatz erhalten. Und immer wieder erwog die Regierung seine Inbetriebnahme: "Wir erleben eine Renaissance der Kernenergie, viele Länder der Region setzen auf Atomstrom", sagte der zuständige philippinische Minister Angelo Reyes etwa 2009 den Medien. Er habe keine Bedenken wegen drohender Erdbeben, denn die Anlage habe ja in den vergangenen 20 Jahren allen Beben und Taifunen widerstanden.

Seit dem Störfall von Fukushima im März sieht die Welt anders aus - und das BNPP wird endgültig stillgelegt. "Das AKW Bataan soll die weltweite Gemeinschaft vor der Atomkatastrophe warnen, die die Menschen in Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima getroffen hat", sagte Ronald Tiotuico, ein regionaler Tourismusamtdirektor, der Zeitung "Philippine Star". Touristen sollten nun das AKW besichtigen können und sehen, "wie die Atomenergie auf der ganzen Welt die Lebensqualität der Menschen bedroht, wenn sie unsachgemäß eingesetzt wird."

"Es ist ein Lernexperiment", sagte Tiotuico der Nachrichtenagentur AFP, "Sie können all die Maschinen, all die Ausrüstung sehen und lernen, was in Fukushima passiert ist und was in Bataan nicht mehr passieren wird." Der Besuch sei ungefährlich, meint der Tourismusdirektor, denn die Brennstäbe seien schon seit langer Zeit entfernt. Der Bataan-Aufenthalt soll allerdings laut dem "Philippine Star" nur im Rahmen von Touren möglich sein, auf denen Touristengruppen auch historische Sehenswürdigkeiten und Strände ansteuern.

Quelle: Spiegel Online

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Vorarlberg gegen Mühleberg

Das österreichische Vorarlberg macht mobil im Kampf gegen Atomkraftwerke in der Schweiz und Deutschland. Parteienübergreifend wurde die weitere Vorgangsweise beschlossen - im Visier ist vor allem das AKW Mühleberg.

An einer Veranstaltung hatten der Strahlenschutzexperte Andreas Molin und Rechtsanwalt Josef Lercher erklärt, welche rechtlichen Maßnahmen es gibt und welche technischen Voraussetzungen dafür notwendig sind. Aus rechtlicher Sicht sind zwei Schritte möglich: Ein Antrag auf Entzug der Betriebsgenehmigung eines einzelnen AKWs (dieser Antrag müsste im jeweiligen Staat eingebracht werden) und eine Unterlassungsklage, einreichbar in Österreich. Als technische Voraussetzung dafür muss eine konkrete Gefährdung der Umwelt und der Menschen gegeben sein. Die technischen Gutachten werden vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft in Auftrag gegeben.

Im Rahmen der Sitzung wurde auch der aktuelle Gefährungsstand der einzelnen AKWs rund um Vorarlberg erörtert. Das Schweizer Kraftwerk Mühleberg (siehe Luftbild) gilt als das AKW mit dem höchsten Gefährdungspotenzial, auf deutscher Seite sind es Gundremmingen B und C. Die Arbeitsgruppe hat sich auf folgende Vorgangsweise geeinigt: 1. Verlangt wird vollständige Akteneinsicht im Rahmen des laufenden Verfahrens zum Schweizer AKW Mühleberg; diese Forderung wird vom Bund vertreten und vom Land Vorarlberg unterstützt. 2. Die Klubobleute Rainer Gögele, Dieter Egger, Johannes Rauch und Michael Ritsch werden gemeinsam mit Hildegard Breiner als Vertreterin der Umweltorganisationen ein Verfahren gegen das Schweizer AKW Mühleberg anstrengen - einerseits einen Antrag auf Entzug der Betriebsgenehmigung und andererseits eine Unterlassungsklage.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe gehen davon aus, dass die in Deutschland still gelegten AKWs nicht mehr ans Netz gehen werden. Sollte wider Erwarten eines dieser AKWs wieder in Betrieb genommen werden, werden auch dort entsprechende Maßnahmen wie bei Mühleberg eingeleitet. Dies gilt insbesondere für die AKWs Isar I und Neckarwestheim I.

Quelle: oekonews.at

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Mittwoch, 18. Mai 2011

Komponenten-Fabrik gestoppt

Die Fertigstellung einer Fabrik in den USA zur Herstellung von Schwerkomponenten für Reaktoren ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Dies gab die Bauherrin Areva Newport News LLC bekannt.

Die Areva Newport News LLC ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Areva NP Inc. und der Northrop Grumman Shipbuilding. Am 22. Juli legte sie den Grundstein für die neue Fabrikationsstätte für Reaktor-Schwerkomponenten – auf dem Gelände der Northrop Grumman in Newport News im Bundesstaat Virginia. Die Fabrik soll alle Schwerkomponenten anfertigen, die zum Bau einer Reaktoreinheit vom Typ US-EPR benötigt werden. Geplant war die Betriebsaufnahme Mitte 2012. Sie wurde jedoch bereits im August 2010 auf 2013 verschoben. Nun hat die Areva Newport News die Bauarbeiten gestoppt und will mit dem Weiterbau abwarten, bis sich die «Marktumstände wieder gebessert» haben. Die Fertigstellung wird nach der Wiederaufnahme der Bauarbeiten rund zwei Jahre dauern.

Quelle: Nuklearforum

D: Stresstest heisst Abschalten

Nach Ansicht von Greenpeace rechtfertigt der vorgelegte Bericht der deutschen Reaktorsicherheitskommission (RSK) die sofortige Stilllegung der sieben ältesten Atomkraftwerke und des Pannenreaktors Krümmel. Diese Meiler sind nach den Ergebnissen der RSK nicht gegen Flugzeugabstürze geschützt, denn die dünnen Hüllen der Alt-Reaktoren würden einem Absturz nicht standhalten.

Die Folgen des Misstands skizziert Greenpeace in einer Verlautbarung: katastrophale Freisetzungen von Radioaktivität. Kein deutsches AKW sei laut RSK-Bericht gegen den Absturz sehr großer Flugzeuge geschützt. Daher muss der schnellstmögliche Ausstieg auch für die neueren Reaktoren gelten. Greenpeace fordert von der Bundesregierung: die sieben ältesten Reaktoren Brunsbüttel, Unterweser, Biblis A und B, Philippsburg 1, Neckarwestheim 1 (siehe Bild), Isar 1 sowie das AKWKrümmel sofort endgültig stilllegen und bis zum Jahr 2015 vollständig aus der Atomkraft aussteigen.

Jetzt muss, so Greeenpeace weiter, die Bundesregierung ihre Ankündigungen der vergangenen Wochen in die Tat umsetzen. Sicherheit kennt keine Kompromisse, sagt Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace. Selbst die Reaktorsicherheitskommission sieht gerade bei den alten Schrottmeilern gefährliche Risiken. Fukushima hat gezeigt, welche Folgen es haben kann, solche Risiken unterzubewerten. Ein Weiterbetrieb wäre unverantwortlich. Zuletzt hatte Greenpeace einen nicht gemeldeten Vorfall im Atomkraftwerk Biblis A offengelegt: Interne, Greenpeace zugespielte Protokolle beschreiben, wie die innereReaktordruckbehälter-Dichtung beim Anfahren des Reaktors am 20. Oktober 2010 undicht wurde und zu hohem Druck im Reaktordruckbehälter, dem Herzstück des Atomreaktors, führte.

Zwar gibt die RSK keine explizite Empfehlung für die Abschaltung von Atomkraftwerken. Dennoch ergibt sich ein klares Bild: Die sieben ältesten Meiler können nicht gegen den Absturz einer Passagiermaschine nachgerüstet werden. Die bestehenden Fundamente würden eine Verstärkung der Betonhülle nicht tragen. Seit 2001 ist dieses Problem bekannt, eine Lösung ist bis heute nicht in Sicht. Die RSK hat zudem vor allem einen theoretischen, fehlerfreien und damit stark idealisierten Zustand der Reaktoren betrachtet. Tatsächliche schwere Mängel, wie sie in den Pannenreaktoren Brunsbüttel und Krümmel auftraten, wurden ignoriert.

Die Gefahr eines Station-Blackouts - eines Ausfalls der Notstromversorgung, was in Fukushima zur Katastrophe geführt hat - wird differenzierter betrachtet. Klar ist: Auch an jedem deutschen Atomkraftwerk kann es zu einem solchen Ausfall kommen. Ein Unfall vom Fukushima-Typ braucht weder Erdbeben noch Tsunami. Es kann jeden Reaktor treffen, so Smital. Die RSK räumte selbst einen Mangel an Zeit für die gründliche Überprüfung der deutschen Atomreaktoren ein. Verschiedene Kriterien wie der Schutz vor Terroranschlägen sollen in einem zweiten Schritt untersucht werden.

Jetzt sind die Ethik-Kommission und dann Bundeskanzlerin Merkel am Zug. Die Ethikkommission soll der Bundesregierung bis zum 27. Mai einen Bericht vorlegen, in dem sie die Risiken der Energieversorgung bewertet und einordnet. Wesentliche Grundlage dieser Bewertung wird der heute veröffentlichte RSK-Bericht sein. Wir brauchen Klarheit und feste Abschalttermine. Wie ein Atomausstieg bis 2015 technisch und wirtschaftlich machbar ist, zeigt das Greenpeace-Energieszenario Der Plan, so Smital.

Quelle: Greenpeace | Lena Küpper 2011

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Dienstag, 17. Mai 2011

Niedergang längst am Laufen

Im April 2011 veröffentlichte das WorldWatch Institute (WWI - Washington D.C., USA) einen Bericht, laut dem der Niedergang der weltweiten Atomwirtschaft begonnen hat, dauerhaft anhalten könnte - und begleitet ist von einem Aufstieg der Erneuerbaren Energien, der bereits eingesetzt hat.

In dem Bericht "Nuclear Power in a Post-Fukushima World" heißt es auch, dass die weltweit installierte Leistung von Windkraftanlagen, Biomasseanlagen, Müllheizkraftwerken, Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen 2010 zusammen größer war als die Kapazität der Atomkraftwerke. „Da neue Atomkraftwerke unwirtschaftlich und unnötig sind, brauchen wir nicht darüber zu diskutieren, ob sie die Verbreitung von Atomwaffen fördern oder gefährlich sind“, schreibt Amory Lovins vom Rocky Mountain Institute im Vorwort. „In einer Welt voller fehlbarer, bösartiger Menschen und mangelhafter Institutionen sind sie sogar beides.“ „Aber selbst nach 60 Jahren gewaltiger Investitionen und stetigen Bemühens kann Atomkraft die beiden größten Hürden nicht überwinden: Wettbewerbsfähigeit und Bedarf. Das war's dann.“ Und weiter: “Der allmähliche Niedergang” der Branche begann schon vor der Katastrophe in Fukushima." Der Bericht stellt die Situation der weltweiten Atomwirtschaft 2010-2011 dar und liefert quantitative und qualitative Informationen über verschiedene Aspekte der Branche.

Das WorldWatch Institute nahm auch die ersten Reaktionen auf die Katastrophe im Reaktorgebäude 1 in Fukushima in den Bericht auf. Die Atomwirtschaft habe sich jedoch aus verschiedenen Gründen bereits in einem Stadium des “allmählichen Niedergangs” befunden, zum Beispiel weil es nicht möglich war, die Kosten zu kontrollieren. Zwischen 2008 und März 2011 wurden weltweit neun Atomkraftwerke gebaut und elf abgeschaltet.

Der Report kann kostenlos heruntergeladen werden unter worldwatch.org

Quelle: WorldWatch Institute | solarserver.de

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Montag, 16. Mai 2011

Erdbeben war der Auslöser

Schlechte Nachrichten für AKW-Betreiber: Ein Insider macht die Erdstöße vom 11. März für schwere Schäden am AKW in Fukushima verantwortlich - die Betreiberfirma gab bislang dem Tsunami die Schuld am GAU. Damit wachsen Zweifel an der Erdbebensicherheit von Kernkraftwerken weltweit, wie Spiegel Online schreibt.

Es müssen gruselige Szenen gewesen sein im ersten Block des AKW Fukushima-Daiichi in der Nacht nach dem Erdbeben vom 11. März: Mitarbeiter der Betreiberfirma Tepco betreten das Reaktorgebäude, um die Schäden zu beurteilen. Doch kaum passieren sie die Sicherheitstür, schlagen ihre Dosimeter Alarm. Die Techniker evakuieren sofort. Ihre Vermutung: Das Gebäude ist mit radioaktivem Dampf gefüllt. Ausgehend von Dosimeter-Daten schätzen Experten später, dass die Strahlung in dem Gebäude bei etwa 300 Millisievert pro Stunde gelegen hat - ein hoher Wert, der einen Austritt großer Mengen radioaktiven Materials in dem Reaktor vermuten lasse.

Diesen Ablauf hat eine nicht genannte Quelle aus dem Unternehmen Tokyo Electric Power Company (Tepco) der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo geschildert. Die Aussage erhärtet einen Verdacht, den Experten schon bald nach der Katastrophe äußerten: Der Schaden an Reaktor 1 ist nicht erst mit dem Ausfall der Kühlung nach dem Tsunami entstanden, sondern bereits mit dem Erdbeben. Die Atomanlage hätte den Erschütterungen nicht standgehalten.

Das würde nicht nur bedeuten, dass Tepco von Anfang an die Unwahrheit über den Unfallhergang verbreitet hätte. Es würde auch der internationalen Nuklearindustrie einen Strich durch die Rechnung machen: Die hatte immer wieder betont, das Unglück sei ausschließlich vom Tsunami verursacht worden. Da weltweit nur die wenigsten Atomkraftwerke in Tsunami-Gegenden liegen, sei die Kernenergie durch die Ereignisse in Fukushima nicht gefährdet. Auch in Deutschland liegen AKW in Erdbebengebieten, das Bebenrisiko ist gleichwohl schlechter bekannt als angenommen.

Die offizielle Version zu den Ereignissen in Fukushima lautete bislang: Das Erdbeben hätten die Reaktoren ausgezeichnet überstanden. Doch dann sei der Tsunami gekommen und hätte die Stromversorgung für die Kühlung außer Kraft gesetzt. Dadurch sei die Notstromversorgung angesprungen. Erst als sich deren Batterien leerten, entstanden sukzessive die Probleme, weil die Brennelemente dann nicht mehr gekühlt wurden.

Doch die Schilderungen, die nun aus der Betreiberfirma an die Presse gesteckt wurden, nähren Zweifel an dieser offiziellen Version. "Schon das Erdbeben könnte den Reaktordruckbehälter oder die daran angeschlossenen Rohre beschädigt haben", sagte der Tepco-Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Kyodo. Wie sonst hätte die Radioaktivität aus dem Kern bis zum Abend ins Reaktorgebäude gelangen können - wie es die Dosimeter der Arbeiter schon in der Nacht angezeigt hätten?

Bereits Ende März hatte der Ingenieur Mitsuhiko Tanaka auf einer Pressekonferenz den Verdacht geäußert, in Block 1 habe es gleich nach dem Erdbeben einen Kühlwasserverlust gegeben. Tanaka, der früher für Babcock Hitachi gearbeitet hat und am Design für den Druckbehälter des Reaktors 4 in Fukushima beteiligt war, stützte seine These vom frühen Kühlwasserverlust auf Daten aus dem Reaktor 1. Danach hatten die Betreiber am 11. März um 16.36 Uhr - knapp zwei Stunden nach dem Erdbeben - versucht, das Notkühlsystem einzusetzen. Das reguläre System war zu diesem Zeitpunkt bereits ausgefallen. Auch die Notkühlung funktionierte nicht. Angeblich als Folge des Tsunamis.

Tanaka allerdings kam zu einem ganz anderen Schluss - der zu den jetzt bekannt gewordenen Schilderungen des Insiders passt. Tanaka rechnete vor: Die ersten verfügbaren Messdaten aus Reaktor 1 beschreiben dessen Zustand zwölf Stunden nach dem Erdbeben. Im Reaktordruckbehälter, in dem sich der Kernbrennstoff befindet, war der Druck von den üblichen 7 Megapascal (das entspricht 70 bar; ein Autoreifen wird mit etwa 2 bar gefüllt) auf nur noch 0,8 Megapascal gesunken. Gleichzeitig, erklärt Tanaka, "sank der Kühlwasserpegel dort rapide". Im Sicherheitsbehälter dagegen, der den Druckbehälter umgibt, stieg parallel der Druck an, von 0,1 auf 0,8 Megapascal.

Diese Druckveränderungen sind für Tanaka ein Hinweis für ein Leck im Kühlsystem. Es sei, kommentierte er, aufgrund dieser Daten "nahezu unbestreitbar", dass es einen Kühlwasserverlust gegeben habe. Eine Analyse, die die gleich nach dem Erdbeben gemessenen, erhöhten Strahlungswerte erklären würde.

Tanaka vermutete, dass es einen Rohrbruch am Reaktordruckbehälter gegeben habe. Der wiederum hätte nichts mit dem Tsunami zu tun gehabt. Er könne nur durch das Erdbeben entstanden sein. Viele Experten hätten dass wissen müssen oder wissen können, sagt Tanaka: "Aber sie haben geschwiegen". Mit dem Versagen der Notkühlung war das wichtigste Instrument der Betreiber im Kampf um die Eindämmung der Katastrophe ausgefallen. Der Reaktor war damit von Beginn an außer Kontrolle.

Sollten sich die Analyse des Experten Tanaka und die Aussage des Tepco-Insiders bestätigen, wäre klar: Die Konstruktion von Reaktorblock 1 hat dem Erdbeben nicht standgehalten. Das hätte Konsequenzen für die Kraftwerksbetreiber weltweit. Denn im Gegensatz zum Tsunamirisiko besteht Erdbebengefahr an vielen Orten.

Quelle: Spiegel Online

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Sonntag, 15. Mai 2011

VD: Absage an Endlager

Die erste atompolitische Abstimmung nach Fukushima-Katastrophe ergab hierzulande eine deutliche Absage an atomares Endlager im Waadtland. Die Stimmberechtigten lehnen mit einem Nein-Stimmenanteil von 64,85 Prozent die Suche nach einem Standort für ein atomares Endlager ab.

Diese Haltung muss nun die Waadtländer Regierung in Bern vertreten. Die Stimmbeteiligung lag bei 38,25 Prozent. Mit 52'001 Ja- gegen 95'922 Nein-Stimmen sprachen sich die Waadtländer gegen die im «Sachplan geologische Tiefenlager» vorgesehenen ersten Evaluationsschritte auf der Suche nach einem atomaren Endlager aus. Die Mehrheit der Stimmberechtigten folgte damit den Argumenten mehrerer linker Parteien und CVP. Diese sehen in der Vorlage einen Wegbereiter für neue Atomkraftwerke.

Die Waadt ist der erste Kanton, in dem nach der Katastrophe im japanischen Fukushima eine Volksabstimmung zur Atomfrage stattfand. Doch die Abstimmung hat nur konsultativen Charakter. Die Stimmenden entschieden, welche Stellungnahme ihr Kanton dem Bund schicken soll. Die ursprünglich auf den gleichen Zeitpunkt anberaumten Konsultativabstimmungen zum Bau von neuen AKW wurden nach Fukushima auf unbestimmte Zeit verschoben.

Quelle: SDA

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Freitag, 13. Mai 2011

Gefährliche Bauten in Indien

Ungeachtet der Reaktorkatastrophe in Fukushima will Indien in einem Erdbebengebiet an der Küste neue Atomkraftwerke bauen. Der Komplex Jaitapur soll mit sechs Reaktoren der weltweit grösste Atomkomplex werden. Angesichts der Grösse des Projekts will die indische Regierung die Druckwasserreaktoren der französischen Firma Areva mit Hilfe von Banken wie BNP Paribas und HSBC finanzieren.

Greenpeace hat sich jetzt mit einem Brief an die Geschäftsleitungen der Schweizer Sitze von BNP Paribas und HSBC gewandt und sie aufgefordert, von der Finanzierung der hochriskanten Anlage Abstand zu nehmen. Jaitapur wird regelmässig von Erdbeben heimgesucht und liegt im einzigen Abschnitt der indischen Westküste, der offiziell als Hochrisikozone eingestuft ist. Greenpeace hat die Banken auch auf das Risiko von Überflutungen des Reaktorgeländes im Falle eines Tsunami hingewiesen. Proteste gegen den geplanten Atomkomplex gibt es rund um Jaitapur im Bundesstaat Maharashtra schon seit Bekanntwerden des Projekts vor vier Jahren. Bislang protestierten vor allem Bauern und Fischer, die von ihrem Land verdrängt werden und ihre Lebensgrundlage verlieren, gegen die geplante Anlage. Seit der Katastrophe in Fukushima wenden sich aber auch zahlreiche Wissenschaftler, Umweltverbände, Parteienvertreter, Richter und Militärangehörige gegen das Projekt. Bei einer Demonstration im April 2011 wurde eine Person von der Polizei getötet, mehr als 1500 Demonstrierende nahm die Polizei in Haft.

Die geplanten EPR-Reaktoren der neuen Generation (European Pressurized Reactor) sind vom selben Typ wie die zur Zeit im Bau befindlichen Reaktoren in französischen Flamanville und im finnischen Olkiluoto. Die finnische Atomaufsichtsbehörde STUK hat bis heute beim Bau von Olkiluoto 3 mehr als 3000 Qualitäts- und Sicherheitsmängel aufgedeckt, die unter anderem durch die Vielzahl an Subunternehmen verursacht wurden.

In Bezug auf die Sicherheitskultur in Indien sind erst recht Zweifel angebracht. Schon beim Bau und Betrieb kleinerer Reaktoren gibt es immer wieder technische Mängel und Sicherheitsprobleme. Einer der eindrücklichsten Fälle war 1994 der Einsturz des Reaktor-Containments im Atomkraftwerk Kaiga.

Schicken Sie eine Mail an HSBC und BNP Paribas und protestieren Sie gegen die Finanzierung des Atomkomplexes. Die Protestmail ist auf Englisch.

Quelle: Greenpeace | Beate Steffens

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Donnerstag, 12. Mai 2011

CH: So funktioniert der Ausstieg

Es ist heute keine Frage mehr, ob wir aus der Atomenergie aussteigen müssen. Die Frage stellt sich viel mehr nach dem wie und bis wann. Innert 15 bis 25 Jahren kann sich die Schweiz ohne AKW sicher, wirtschaftlich und umweltfreundlich mit Strom versorgen. Gerade mal zwischen 0,1 und 0,5 Rappen pro Kilowattstunde kostet das Ganze.

WWF, Greenpeace, Pro Natura, Energie-Stiftung und VCS haben am Donnerstag in Bern ihre Vorstellung der Stromwende präsentiert - und konkrete Zahlen ins Spiel gebracht. Ihren Berechnungen zufolge kostet der Ausstieg bis 2035 lediglich 0,1 Rappen pro Kilowattstunde oder 5 Franken pro Familienhaushalt und Jahr.

Mit den folgenden 10 Bausteinen
gelingt die Stromwende. Die Politik muss sie sofort entschlossen anpacken und am 8. Juni den Ausstieg beschliessen.
1) Parlament beschliesst Atomausstieg, Rückzug der Rahmenbewilligungsgesuche
2) Verbindlicher Fahrplan für den Umstieg
3)Ausbildungsoffensive für Fachleute, Informationsoffensive für Konsumentinnen und Konsumenten
4)Verstärkte Effizienzanreize: u.a. Stromlenkungsabgabe [Wirkung als Einzelmassnahme: 20 Terawattstunden/Jahr]
5) Nur Bestgeräte: strengere Mindestanforderungen an Beleuchtung, Geräte & Motoren [6 TWh/a]
6) Ersatzpflicht Elektroheizungen und Elektroboiler [5.6 TWh/a]
7) Effizienzauftrag für Elektrizitätswerke: u.a. progressive Tarife [19 TWh/a]
8)Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) ausbauen: Deckel weg [19 - 25 TWh/a]
9) Hemmnisse bei erneuerbaren Energien abbauen: straffere Verfahren und klare Planungsrichtlinien für bessere, naturverträgliche Projekte
10) Ausbau Netzinfrastruktur und intelligentes Lastmanagement: Smart Grids, Smart Metering

Quelle: Greenpeace

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Japan stoppt AKW-Ausbau

Kein weiterer Ausbau der Nuklearenergie im Katastrophenland Japan. Hingegen sollen Erneuerbare Energien wichtiges Element der zukünftigen japanischen Energiepolitik werden. Das berichtet die englischsprachige Tageszeitung The Guardian.

Die japanische Regierung macht eine 180-Grad Wende in ihrer Energiepolitik, berichtet die britische Tageszeitung Guardian in einem Artikel über den Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima. Premierminister Naoto Ken verlautbarte, dass Japan in Zukunft keine weiteren Atomkraftwerke mehr bauen und das Land stattdessen stark in erneuerbare Energien investieren würde.

Der Premierminister ordnete vor wenigen Tagen die temporäre Schließung des Hamaoka-Atomkraftwerkes an, das auf einer aktiven Erdbeben-Bruchlinie liegt. Es soll heute, Donnerstag, heruntergefahren und erst wieder in Betrieb genommen werden, wenn eine Reihe von zusätzlichen Schutzmaßnahmen installiert wurden. Zurzeit liefern 54 Atomkraftwerke rund 30% des japanischen Energiebedarfs, und der Bau von weiteren 14 Atomkraftwerken während der nächsten 20 Jahre war ursprünglich fix eingeplant.

Originaltext: Guardian (en)

Quelle: EU Umweltbüro 2011

Dienstag, 10. Mai 2011

Tepco beantragt Staatshilfe

So rechnet die Atombranche: Der Fukushima-Betreiber kann seine finanziellen Probleme nach dem Super-GAU nicht mehr ohne den Staat lösen. Allein für die Stromproduktion braucht Tepco mehr als acht Milliarden Euro.

Zwei Monate nach der Katastrophe im zerstörten japanischen Atomkomplex Fukushima (siehe Bild) sind die Kassen der Betreiberfirma Tepco leer. "Es ist extrem schwierig, Mittel zu besorgen", heißt es in einer Stellungnahme von Konzernchef Masataka Shimizu, mit der er die Regierung in Tokyo um Hilfe bittet: Tepco braucht die finanzielle Unterstützung durch den Staat. Das Geld will Tepco für zweierlei nutzen: Zum einen muss das Unternehmen davon Erdöl kaufen, um nach der Abschaltung der Atomreaktoren in Fukushima damit die Elektrizitätswerke weiter betreiben zu können. Nur so könne genügend Strom produziert und Engpässe vermieden werden. Allein dafür berechnet Tepco im laufenden Haushaltsjahr Mehrkosten in Höhe von umgerechnet 8,7 Milliarden Euro.

Zum anderen braucht der Konzern die Unterstützung, um die von dem Unfall Betroffenen zügig zu entschädigen. Handelsminister Banri Kaieda ermahnte Tepco derweil, die vom Staat erbetene Summe so klein wie möglich zu halten. Auch sollten die Kosten der Katastrophe nicht über eine Erhöhung der Strompreise wieder hereingeholt werden.

Durch die Natur- und Atomkatastrophe muss auch die mächtige japanische Energiewirtschaft umdenken. So sah sich das Unternehmen Chubu Electric Power nach einer entsprechenden Aufforderung der Regierung jetzt gezwungen, das Atomkraftwerk Hamaoka südwestlich von Tokyo für etwa zwei Jahre abzuschalten. In dieser Zeit sollen nun die Sicherheitsstandards wegen der Erdbeben- und Tsunamigefahr verbessert werden.

Japanische Atomkraftgegner argumentieren seit Langem, dass die seismisch aktive Gegend rund um Hamaoka das AKW zum gefährlichsten im ganzen Land mache. Der am Pazifik gelegene Meiler befindet sich nahe einer tektonischen Erdplatte. Seismologen warnen, dass in der Region ein schweres Erdbeben überfällig sei. Regierungschef Naoto Kan zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit eines Bebens der Stärke 8 in den kommenden 30 Jahren bei 87 Prozent.

Quelle: Zeit Online

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Montag, 9. Mai 2011

Afrikas atomare Träume

Die afrikanischen Länder Nigeria, Algerien, Marokko, Tunesien und Kenia stehen auf der Liste jener sechzig Staaten, die in den vergangenen Jahren Interesse am Bau von Atomkraftwerken bekundet haben. Kenias damaliger Wissenschaftsminister William Ruto, der inzwischen vom Internationalen Strafgerichtshof gesucht wird, bestätigte noch 2010 vor der IAEO-Hauptversammlung das Ziel der Regierung, AKW zu bauen.

Jetzt ist das Thema in Kenia wieder entflammt – wegen eines Ereignisses vor einigen Wochen. Gemeint ist nicht die Katastrophe von Fukushima, sondern eine Titelstory der Zeitung Daily Nation: Darin heißt es, bis 2012 werde Kenia am Stadtrand von Nairobi ein Atomkraftwerk errichten, das 35 Gigawatt Strom erzeugen soll. Der Atommüll solle einfach in einigen 50 Kilometer tiefen Löchern vergraben werden, so der Bericht – ein Aprilscherz. Das hielt den Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Yukija Amano, nicht davon ab, auf Nachfragen von Journalisten positiv zu reagieren. "Wenn Kenia Kernkraft erzeugen will, werden wir zu Kenia stehen", sagte er in Nairobi. "Ich glaube fest, dass auch Entwicklungsländer Kernenergie nutzen sollen."

Dieser Glaube ist auch nach der Atomkatastrophe von Fukushima unerschüttert: Die IAEO wurde 1957 dezidiert mit dem Ziel gegründet, die friedliche und sichere Nutzung der Atomenergie zu fördern. Amano rührt deshalb kräftig die Werbetrommel – auch in anderen Staaten, die einem kaum als sichere Standorte für Atommeiler in den Sinn kommen: Nigeria, Algerien, Marokko und Tunesien.

In Nigeria ist sogar ein Versuchsreaktor in Betrieb:
in Saria im Norden des Landes. "Nigeria hat mit einem Nuklearenergieprogramm begonnen, um der Selbstversorgung mit Energie näherzukommen", kündigte Nigerias Wissenschaftsminister Mohammed Abubakar beim letzten IAEO-Gipfel an. Wenige Wochen später vereinbarten Nigeria und Russland die Lieferung von Reaktoren. "Wir sind sicher, dass die Atomenergie uns nützen wird", so Nigerias Außenminister Odein Ajumogobia. "Was die Sicherheit angeht, haben wir keine Bedenken: Wir halten uns an alle internationalen Abkommen." Dass sich Ajumogobias Meinung nach dem Reaktorunglück von Fukushima geändert hat, ist unwahrscheinlich. Eine breite Stimmung gegen die Atomkraft jedenfalls ist in Nigeria nicht auszumachen.

Strom in Nigeria ist rar: Wegen ständiger Pannen in den oft trocken liegenden Wasserkraftwerken oder den wenigen Gaskraftwerken im Land haben die 155 Millionen Nigerianer nur wenige Stunden Strom am Tag. Oft wird auch der einzigen Raffinerie im Land der Strom abgestellt, dann wird der Diesel für die zahllosen Generatoren im Land knapp. Pläne der Regierung, die Stromversorgung zu sichern, scheitern auch daran, dass innerhalb von Ministerien und Staatskonzernen Millionensummen verloren gehen.

Schlimmer als ein finanzieller Schaden wäre aber ein atomarer, findet Olorundare Aworowa, einer der wenigen lautstarken Atomkraftgegner im Land. Deshalb sollten die Nigerianer allen Grund haben, sich gegen Atomkraft zu wehren. "Bis jetzt zahlen wir für die Korruption im Land nur mit Stromausfällen", warnt Aworowa. "Im Falle eines atomaren Zwischenfalls würden wir mit Menschenleben zahlen müssen."

Ob Atomkraft armen Ländern helfen kann, ist fraglich. Die Kosten sind so hoch, dass viele Länder nach Ausschreibungen vom Bau absehen. Oft fehlen die technischen Voraussetzungen. Wenn das Stromnetz zu sehr von einem einzigen Kraftwerk abhängt, droht es zusammenzubrechen. Und selbst unter Befürwortern von Atomkraft ist umstritten, ob die Technologie für arme Länder ein Segen oder ein Fluch ist. Sogar die IAEO räumt auf ihrer Website ein: "Wenn man sofort Strom braucht, hilft Atomenergie nicht – man geht eine langfristige, länger als 100 Jahre währende Verpflichtung ein."

Quelle: klimaretter.info / Marc Engelhardt

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Freitag, 6. Mai 2011

Deshalb muss Mühleberg weg

10vor10 vom 05.05.2011

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat hat einen Bericht veröffentlicht, in dem diverse Mängel an Schweizer Atommeilern moniert werden. Die betroffenen AKW-Betreiber müssen bis Ende August Lösungen präsentieren. Im Bericht des Nachrichtenmagazins 10 vor 10 des Schweizer Fernsehens nehmen Sicherheitsinspektorat und AKW-Betreiber Stellung.

Quelle: 10 vor 10 / SF Videoportal

Sogar Japan will abschalten

Japans Regierung will gemäss der Nachrichtenagentur DPA eines der größten Atomkraftwerke des Landes wegen der Erdbebengefahr stilllegen lassen. Ministerpräsident Naoto Kan habe den Betreiber Chubu Electric Power am Freitag dazu aufgefordert, die Reaktoren 3 bis 5 der Anlage Hamaoka nicht weiter zu nutzen.

Das berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo am Abend (Ortszeit). Die Gefahr einer Katastrophe sei bei dem in einer Erdbebenregion liegenden Kraftwerk (siehe Bild( zu groß. Die Reaktoren 1 und 2 hatte der Konzern bereits zuvor stillgelegt. Chubu Electric Power teilte Kyodo zufolge mit, zunächst alle Aktivitäten ruhen zu lassen. Das Unternehmen hatte eigentlich vor, den für eine Inspektion abgestellten Reaktor 3 der Anlage demnächst wieder hochzufahren. Diesen Plan wies Kan nun zurück. Grundlage der Regierungsentscheidung sei die Prognose von Experten, die Region könne von einem starken Erdbeben getroffen werden. «Es ist eine Entscheidung, die beim Nachdenken über die Sicherheit für die Menschen getroffen wurde», wurde Kan zitiert.

Einer Studie im Auftrag der Regierung zufolge liege die Wahrscheinlichkeit für ein Beben der Stärke 8 in Zentraljapan in den nächsten 30 Jahren bei 87 Prozent, meldete Kyodo. Welch verheerende Folgen ein solches Beben für das AKW Hamaoka haben könnte, hat das Beben vom 11. März mit dem folgenden Tsunami gezeigt: Das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima Eins im Nordosten Japans wieder unter Kontrolle zu bringen, wird noch Monate dauern. Enorme Mengen radioaktiv verseuchte Brühe flossen ins Meer, etliche Menschen mussten ihre Häuser nahe des Kraftwerks verlassen.

Quelle: Die Welt

Atomausstieg rückt nahe

Erstaunliche Absichten werden aus Deutschland publik - nur einen Tag, nachdem in der Schweiz mit der ENSI-Stellungnahme atomar mehr oder weniger alles beim Alten bleibt. Gemäss Spiegel Online entwirft dagegen die deutsche Regierung einen Stufenplan für Atomausstieg, der weiter geht als alles bisher diskutierte.

Schwarz-Gelb startet das Endspiel um die Energiewende - nach SPIEGEL-Informationen will die Regierung sieben Altmeiler plus Krümmel stilllegen, die restlichen neun AKW könnten in drei Etappen ausgeknipst werden. Die Energiekonzerne müssen um den eigentumsrechtlichen Schutz bangen. Die Atomausstiegspläne der Regierung nehmen damit Gestalt an. Umweltminister Norbert Röttgen (siehe Bild) will den Konzernen den eigentumsrechtlichen Schutz für ihre Kernkraftwerke absprechen. Dieser sei nach spätestens 27 Jahren erloschen, wenn die Anlagen steuerlich abgeschrieben und einen angemessenen Gewinn abgeworfen hätten, heißt es im Umweltministerium. Diese Rechtsgrundlage würde es erlauben, auch die modernsten Kernkraftwerke in wenigen Jahren per Gesetz stillzulegen, wie Spiegel Online schreibt.

Gedacht wird an einen Stufenplan nach der Formel "Drei mal drei", bei dem zu drei Zeitpunkten je drei der verbleibenden neun moderneren Anlagen vom Netz gingen. Die stufenweise Abschaltung soll auch dazu dienen, die Inbetriebnahme von neuen Gaskraftwerken als Ersatzkapazitäten abzuwarten. Die Atomkonzerne wollen sich gegen einen Eingriff in ihr Eigentum zur Wehr setzen. Einen ähnlichen Versuch habe bereits die rot-grüne Regierung unternehmen wollen, dann aber darauf verzichtet, heißt es in der Branche. E.on-Chef Johannes Teyssen, der bisher auf eine Klage gegen die schwarz-gelbe Ausstiegspolitik verzichtet hat, will sich für den Fall einer Konfrontation rechtlich alle Möglichkeiten offenhalten.

Derweil bereitet sich mit der bayerischen CSU die konservativste der Regierungsparteien auf den Ausstieg bis zum Jahr 2020, spätestens 2022 vor. Das geht aus dem Energiekonzept von Umweltminister Markus Söder (CSU) hervor, das dem SPIEGEL vorliegt. Ersetzt werden soll der Atomstrom durch Gas und erneuerbare Energien. "Der Anteil der Gaskraftwerke an der Stromerzeugung muss auf bis zu 50 Prozent gesteigert werden", heißt es in dem Energiekonzept. "Der Anteil der erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung wird bis 2020 auf über 50 Prozent verdoppelt."

Auch die Bundesregierung setzt bei der Energiewende auf einen Investitionsschub bei den erneuerbaren Energien. Dafür will sie die bisherige Förderung umbauen. Im Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) sollen künftig erstmals konkrete Ziele für den Anteil von Ökostrom gesetzlich verankert werden. Für 2020 sind 35 Prozent vorgesehen, für 2030 schon 50 Prozent, wie aus einem Eckpunktepapier zum EEG hervorgeht. Zwar plant die Regierung den Turboausstieg - sie bekommt aber schon bei der Stilllegung der sieben Altmeiler massive Probleme. Wegen Terminschwierigkeiten wird sie angestrebte Änderungen im Atomgesetz wohl nicht wie geplant am 17. Juni im Bundesrat beschließen können. Obwohl das dreimonatige Moratorium eigentlich am 15. Juni endet, strebt die Regierung nun an, den Bundesrat erst am 8. Juli mit dem Ausstiegs-Gesetz zu befassen.

Die Strompreise in Deutschland werden nach Einschätzung von Volker Kauder aufgrund der Energiewende steigen. "Strom wird tendenziell teurer werden", sagt der Unionsfraktionschef im Gespräch mit dem SPIEGEL. "Das wird für die Privathaushalte verkraftbar sein, aber energieintensive Unternehmen werden daran sicher schwer zu tragen haben." Deshalb müsse die Regierung darüber nachdenken, diesen Firmen unter die Arme zu greifen, etwa durch eine entsprechende Gestaltung der Stromtarife. Für den Staat werde die Energiewende sehr teuer, sagte Kauder. "Jetzt steigen wir schneller aus, und das wird Milliardenlöcher in den Haushalt reißen".

Quelle: Spiegel Online

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Mittwoch, 4. Mai 2011

Atomanlagen und Terrorismus

In der Nähe der britischen Atomanlage Sellafield wurden fünf Männer unter Terrorverdacht festgenommen.

Die jungen Männer aus Bangladesch hatten nach Angaben der britischen Polizei versucht, Filmaufnahmen von den Atomanlagen zu machen. Sie wurden nach einer Routinekontrolle unter dem Paragrafen 41 des britischen Anti Terror Gesetztes verhaftet. Dies ist nicht der erste Vorfall, in dem Atomanlagen mit Terrorgefährdung in Verbindung gebracht werden: Hier eine Chronik seit 2001:
* 2001 Vertrauter des 9/11-Attentäters Atta besichtigte AKW-Stade
* 2001: 9/11-Attentäter hatten Atomkraftwerk im Visier (siehe 9/11-Bericht des US-Kongresses) 9/11 Commission Report des US-Kongresses. Demnach hatten die 9/11-Attentäter zwischenzeitlich einen Flugzeugangriff gegen ein US-AKW in Erwägung gezogen dieses aber verworfen mehr
* 2001: Im Oktober 2001 wird in den USA eine hohe Alarmstufe ausgelöst, als sechs Männer Photos von einem US-Atomkraftwerk machten und sich Informationen dazu besorgten mehr
* 2006: Im Juli warnte die US-Botschaft kurz nach den Anschlägen in Mumbai, vor möglichen Terrorangriffen gegen indische Nuklearanlagen. Im August werde zwei bewaffnete Männer in der äußeren Sicherheitszone des Atomkraftwerks Kakrapar gesehen mehr
* 2007 wird in Australien eine Terrorgruppe mit Raketenwerfern verhaftet, die den Lucas Heights Forschungsreaktor angreifen wollten mehr
* 2009: Atomingenieur aus Cern wurde 2009 wegen Al-Qaida-Verbindungen verhaftet mehr
* 2010: Al-Kaida Terrorist Sharif Mobley arbeitete über mehrere Jahre hinweg in 6 US-Atomkraftwerken Der Fall wurde 2010 öffentlich, nachdem der Terrorist bei einem Ausbruch im Jemen einen Sicherheitsbeamten erschossen hatte. siehe u.a. mehr
* 2011 mehrere Verdächtigte vor UK-Atomanlage in Sellafield verhaftet mehr

Quelle: Sonnenseite / Hans-Josef Fell MdB 2011 Sprecher für Energie der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Deutschen Bundestag

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