Mittwoch, 29. Februar 2012

Lehren aus Fukushima

Systematisches Versagen von Politik und Industrie in Japan waren verantwortlich für den mehrfachen Super-Gau in der Atomanlage Fukushima Daiichi im März 2011. Dies belegt eine aktuelle Studie, die Greenpeace soeben in Tokio vorstellt.

Auch ein Jahr nach der vom Menschen verursachten Atomkatastrophe hat sich an den grundsätzlich fehlerhaften Gesetzen und Vorgaben für die Industrie wenig geändert. Noch immer gefährdet die systematische Unterschätzung der Risiken durch Atomenergie weltweit viele Millionen Menschen. „Die Tsunami-Gefahr war lange bekannt. Behörden und Institutionen haben es jedoch verpasst, die Gefährdung durch Atomkraftwerke zu erkennen und entsprechende Sicherheitsstandards festzulegen“, sagt Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. „Mit selbstgefälliger Haltung wurden Risiken einfach beiseite geschoben.“ Viele Entscheidungsträger und Aufsichtsbehörden stellen sich nun hauptsächlich die Frage, wie das öffentliche Vertrauen in die Atomkraft wieder hergestellt werden kann, anstatt die gefährlichsten Reaktoren stillzulegen. Die Greenpeace-Studie belegt zudem, dass das Versagen der Institutionen nicht auf Japan beschränkt ist. Die Internationale Atomenergie Organisation (IAEO) rühmte bei einer Überprüfung in den Jahren 2007 und 2008 die vorbildliche Organisation der japanischen Atomaufsicht. Bevor diese 2011 das Gegenteil bewies. „Sichere Atomkraft ist ein Mythos. In jedem Atomkraftwerk kann es zu einem Super-Gau kommen“, sagt Heinz Smital. „Die Menschen dürfen nicht länger der unterschätzten Gefahr durch Atomkraft ausgesetzt werden.“

Auch die Notfallplanung und die fehlende Haftung der Kraftwerkbetreiber kritisiert der Bericht der unabhängigen Umweltschutzorganisation. Japan ist das vielleicht am besten gerüstete Land für Katastrophen. Dennoch sind die Hilfskräfte auf solche Ereignisse nicht eingestellt. Die kreisförmig angelegten Sperrzonen werden den tatsächlichen Erfordernissen nicht gerecht.

Nach der Katastrophe wurden Menschen aus gering kontaminierten Gebieten in die Zugbahn einer radioaktiven Wolke umgesiedelt. Alte Menschen wurden ohne Versorgung zurückgelassen und starben. Lange unter Verschluss gehaltene Regierungsunterlagen zeigen ein realistisches Worst-Case-Szenario auf, das sogar die Evakuierung der Region Tokio erfordert hätte. Mehr als 150.000 Menschen mussten in den Wochen nach dem Unglück evakuiert werden. Sie erhalten nach wie vor keine ausreichende Unterstützung und Entschädigung. Es fehlen konkrete Regelungen und Verfahren, wie und wann Entschädigungen gezahlt werden.

Der verantwortliche Atomkonzern TEPCO versuchte sogar, sich von seiner Reinigungspflicht des verstrahlten Bodens zu befreien. Er behauptete, die Radioaktivität sei in den Besitz der Grundeigentümer übergegangen. „Japan sollte keinen der abgeschalteten Reaktoren wieder hoch fahren. Weltweit ist ein Atomausstieg bis 2035 möglich. Das sind die Lehren aus Fukushima“, so Heinz Smital.

Quelle: Greenpeace

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Donnerstag, 16. Februar 2012

Widerstand in Indien

Die Menschen in Indien haben kein Vertrauen mehr in die Atomkraft - und dies lassen sie auch ihre "Dirigenten" wissen. Die Mobilisierung verhindert derzeit den Bau von acht Reaktoren.

Die indischen Behörden wollen den atomaren Anteil in der Energieproduktion des Landes signifikant erhöhen, indem sie in Zusammenarbeit mit Russland (Rosatom), Frankreich (AREVA) und den USA (Westinghouse) die Errichtung neuer Atomreaktoren planen. Diese Absicht könnte sich sehr verkomplizieren, weil die lokale Bevölkerung gegen einige der geplanten Bauprojekte massivsten Widerstand leistet.

Ein erstes Ergebnis davon ist die Einstellung der Arbeiten an den Standorten in Kudankulam (2 russische Reaktoren geplant) und in Jaitapur in einer seismischen Zone (6 ERP-Reaktoren geplant). Durch das kontinuierliche Multiplizieren ihrer Aktionen haben die indischen Atomgegner es geschafft, das Regierungsprogramm zum Ausbau der Atomkraft praktisch zu stoppen.

siehe auch: www.dianuke.org/koodankulam-struggle-25-years-of-sweat-and-toil

Quelle: oekonews.at

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Mittwoch, 15. Februar 2012

100 gute Gründe dagegen

Die Kampagne der deutschen Elektrizitätswerke Schönau (EWS) »100 gute Gründe gegen Atomkraft« verbreitet sich rund um die Welt – nun auch in Polen. Prominentester Leser der englischsprachigen Ausgabe ist wohl Barack Obama, dem die EWS -Gründerin Ursula Sladek als frischgekürte Goldmann Enviromental Preisträgerin die »100 Good Reasons Against Nuclear Power« überreichte (siehe Bild).


Allein die japanische Sprachfassung wurde bereits von mehr als 25.000 Menschen heruntergeladen. Ein japanischer Verlagwill diese nun als Buch herausgeben. Der französischen, englischen, japanischen, norwegischen, kroatischen und russischen folgt nun die polnische Sprachfassung. Die Veröffentlichung erfolgt auf www.100-gute-gruende.de anlässlich des Fukushima-Aktionstags in Japan am 11. März 2012, der international von Solidaritätsveranstaltungen und Mahnwachen begleitet werden wird.

Die »100 guten Gründe gegen Atomkraft« belegen, wie die Gefahren der nuklearen Energie-
erzeugung vom Uranabbau, über den Betrieb von Atomkraftwerken bis hin zur Entsorgung des Atommülls verharmlost oder verschwiegen werden, wie die Atomwirtschaft sich über
Menschenrechte hinwegsetzt, und dass Atomenergie keineswegs billig ist. Nach dem Atomunfall im Japan hat Deutschland immerhin einen langsamen Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. „Polen hat – noch – den Vorteil,“ so Ursula Sladek, Vorstand der Netzkauf EWS
eG, „dass es sofort in eine umweltfreundliche, nachhaltige Energieversorgung einsteigen kann
und keine unkalkulierbaren Risiken eingehen muss. Erneuerbare Energien sind reichlich
vorhanden in Polen, Energieeinsparung und Effizienzsteigerung in großem Ausmaß möglich.

Noch können die Atompläne gekippt werden – dafür setzen wir uns gemeinsam mit den
polnischen Bürgern ein!“ Die polnische Sprachfassung wird anlässlich des des japanischen
Fukushima-Aktionstags am 11. Februar 2012 erscheinen und über die polnischen Umwelt-
schutzbewegung und Anti-Atominitiativen sowie deren Presseverteiler verbreitet werden. Die Initiative »100 gute Gründe gegen Atomkraft« wurde 2009 von den Elektrizitätswerken Schönau ins Leben gerufen. Unterstützt wird sie in Deutschland von über 30 Institutionen ausdem Umwelt-, Verbraucher- und Klimaschutz, sowie von Anti-Atom-Initiativen. Anhand von hundertfünfzehn sauber recherchierten Gründen zeigen die Elektrizitätswerke Schönau, warum es höchste Zeit für den weltweiten Atomausstieg ist. Zentrales Medium ist die Kampagnen-Webseite, auf deren Startseite auch die internationalen Fassungen zum Download bereitgestellt sind. Die Homepage bietet neben den kurzen und klaren Argumentengegen Atomkraft, E-Postcards, einen interaktiven Argumentationsstrainer, einen Atomspürhund sowie viele weitere Materialien zum Mitmachen.

Quelle: Elektrizitätswerke Schönau

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Dienstag, 14. Februar 2012

Widerstand gegen Atomendlager

Schweiz aktuell vom 08.02.2012

Das Bundesamt für Energie führte vergangene Woche gemeinsam mit der Nagra eine Informationsveranstaltung in Wolfenschiessen (NW) durch. Diesmal ging es darum, mit der Bevölkerung über mögliche Standorte der sogenannte Oberflächenanlage für ein Atomendlager zu diskutieren. Doch die Einheimischen wollten nichts davon wissen und planen, ihren jahrelangen Widerstand mit jungen Kräften weiterzuführen.

Quelle: SF Schweiz aktuell 8.2.2012

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Montag, 13. Februar 2012

Bereits 18 Milliarden für Tepco

Der japanische Staat stockt seine Hilfe für Tepco deutlich auf: Die Fukushima-Betreiberfirma bekommt weitere 6,7 Milliarden Euro. Hintergrund sind die massiven Entschädigungen, die der Konzern zahlen muss.

Der Betreiber des havarierten Atomkraftwerks Fukushima, Tepco, erhält weitere Milliarden an Staatshilfen. Die Regierung beschloss am Montag zusätzliche Hilfen in Höhe von 689,4 Milliarden Yen (6,7 Milliarden Euro), damit der angeschlagene Konzern die massiven Entschädigungszahlungen leisten kann.

Damit beläuft sich die Summe der bewilligten Steuergelder bereits auf mehr als 1,5 Billionen Yen (also rund 18 Milliarden Schweizer Franken). Tepcos Überleben als unabhängiges Unternehmen steht seit dem schweren Erdbeben und dem Tsunami vom 11. März 2011, bei dem das AKW Fukushima Daiichi schwer beschädigt wurde, in Frage.

Der Konzern sieht sich mit riesigen Entschädigungszahlungen, Aufräumkosten sowie steigender Kosten für Ersatzbrennstoffe konfrontiert. Großkunden von Tepco sollen deswegen ab April 17 Prozent mehr zahlen. Kritiker fordern jedoch, dass das Unternehmen zuerst mehr Anstrengungen aufbringen müsse, intern Kosten zu sparen.

Quelle: Agenturen Spiegel Online / cte/dpa

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Freitag, 10. Februar 2012

USA: Erster Neubau seit langem

Zum ersten Mal seit dem Atomunfall von Harrisburg hat die US-Atombehörde den Neubau von Reaktoren bewilligt. Der Leiter der Kommission stimmte allerdings dagegen. Das Atomkraftwerk Vogtle in Georgia, USA, soll erweitert werden.

Die US-Regierung hat erstmals seit mehr als 30 Jahren den Bau neuer Atomreaktoren bewilligt. Die Atomaufsichtsbehörde NRC erteilte die Genehmigung für den Bau von zwei Reaktoren im Bundesstaat Georgia. Die beiden 1.100-Megawatt-Blöcke sollen auf dem Gelände des Atomkraftwerks Vogtle des Energiekonzerns Southern Company entstehen (siehe Bild der bestehenden Anlage). Seit dem schweren Atomunglück 1979 im Atommeiler Three Mile Island bei Harrisburg (Pennsylvania) ist es das erste Mal, dass die NRC eine solche Lizenz erteilt. Dort waren bei einer teilweisen Kernschmelze große Mengen radioaktiver Strahlung ausgetreten. Nun erhält ein Atomkonzern erstmals seit dem Unglück wieder eine Baugenehmigung. Der Chef von Southern Company, Thomas Fanning, sprach von einem "historischen Tag". Die beiden neuen Reaktoren würden "den Standard für Sicherheit und Effizienz in der Atomindustrie setzen". Das Unternehmen bezeichnete die Lizenzvergabe in einer Mitteilung als "monumentale Leistung". Es handele sich um eine 14 Milliarden Dollar (10,5 Milliarden Euro) große Investition, die letztlich bis zu 25.000 neue Arbeitsplätze schaffe. Die Reaktoren sollen 2016 und 2017 ans Netz gehen.

Die Bewilligung erfolgte, obwohl der Vorsitzende des fünfköpfigen Kontrollgremiums der NRC, Gregory Jaczko, wegen Sicherheitsbedenken gegen das Vorhaben stimmte. "Ich kann die Ausstellung der Lizenz nicht unterstützen, als ob Fukushima niemals passiert wäre", sagte er mit Blick auf die im vergangenen Jahr bei einem schweren Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami schwer beschädigte Atomanlage in Japan.

Jaczko wollte die neuen Sicherheitsanforderungen abwarten, die derzeit als Reaktion auf die Fukushima-Katastrophe überarbeitet werden, und die Betreiber zu deren Einhaltung verpflichten. Die Regulierungskommission stimmte aber vier gegen eins für eine sofortige Erteilung der Lizenz.

In den USA erlebt die Atomkraft derzeit eine Renaissance. Southern Company hatte von der Regierung Garantien für Kredite über 8,3 Milliarden Dollar erhalten. US-Präsident Barack Obama ist ein Verfechter der Kernkraft. Der Ausbau des Netzes von mehr als 100 alten und alternden Reaktoren, die in den USA rund ein Fünftel der Elektrizität produzieren, gehört zu den Säulen seiner Energiepolitik. Obama sieht in der Kernkraft eine von mehreren Alternativen zu fossilen Brennstoffen.

Quelle: Diverse Agenturen / Die Zeit

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Dienstag, 7. Februar 2012

Frankreich in Atomstromfalle

Wie man sich selbst eine Falle stellt, zeigt die französische Energiepolitik. Zunächst hat man dutzende Atomkraftwerke gebaut, dann gemerkt, dass überhaupt nicht genügend Strombedarf vorhanden ist. Dann wurden über massenweise Stromheizungen in schlecht gedämmten Häusern der Stromverbrauch im Winter nach oben getrieben. Ein Kommentar des deutschen Parlamentsmitglieds der Grünen, Hans-Josef Fell.


Für den Dienstag sind 97,9 GW Spitzenlast in Frankreich prognostiziert, was fast der gesamten installierten Leistung des französischen Kraftwerksparks entspricht. Folglich importiert Frankreich aktuell an Strom, was das Zeug hält, bzw. seit dem Morgen 7 Uhr je nach Stunde zwischen 6 und über 7 GW. Die französische Umweltministerin Nathalie Kosciusko Morizet hat im Radio zum Stromsparen zur Abendzeit aufgerufen.

Keine Sorge machen sich aktuell die deutschen Netzbetreiber wie die Nachrichtenagentur dapd vermeldet. Netzunterstützend wirkt aktuell auch die Photovoltaik, die zur Mittagsspitze heute über neun – möglicherweise sogar zehn - GW Strom produziert haben dürfte, was der Leistung von rund neun Atomkraftwerken entspricht. Davon dürften auch unsere Freunde in Frankreich etwas abbekommen haben. In diesen kalten Tagen sind die Franzosen froh, wenn sie von ihren Nachbarn Unterstützung erhalten.

Dennoch treibt die gigantische Stromnachfrage aus Frankreich die Preise hoch. Morgen wird der Börsenstrompreis in Frankreich zwischen 18 und 19 Uhr sage und schreibe 34,3 Cent/kWh betragen. Der Strombezug Frankreichs zieht auch die Preise in den Nachbarländern mit nach oben. In Deutschland liegt der Strompreis derzeit ebenfalls deutlich über dem Normalwert aber sehr deutlich unter den aktuellen französischen Preisen.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Noch ein Leck in den USA

Ein Block des US-Atomkraftwerks San Onofre wurde heruntergefahren, weil ein Dampferzeuger defekt ist. Der Betreiber versichert, dass keine Strahlung ausgetreten ist. Es ist aber nicht das erste Mal, dass der Reaktor in die Schlagzeilen kommt. Auch in dieser Woche war ein weiteres Leck in einem US-AKW bekannt geworden (siehe Atominfomedia vom 30. Januar 2012 ).

Das kalifornische Atomkraftwerk San Onofre wird immer wieder kritisch beäugt. Das liegt daran, dass die Meiler am Rand des Pazifiks in unmittelbarer Nachbarschaft mehrerer tektonischer Verwerfungen stehen. Eine davon, die Cristianitos-Verwerfung, ist in der Gegend sogar mit bloßem Auge sichtbar. Außerdem wird auch über die Tsunami-Sicherheit der Reaktoren diskutiert, die durch eine acht Meter hohe Schutzmauer gesichert sind. Doch reichen die aus? Dass San Onofre aktuell wieder in den Schlagzeilen gelandet ist, hat aber nicht mit diesen geologischen Risiken zu tun, sondern mit einem akuteren Problem. Es geht um ein kleines Strahlungsleck. Es hat dafür gesorgt, dass einer der beiden noch aktiven Reaktoren des Kraftwerks am Dienstag vom Netz genommen werden musste. Ein weiterer Block ist wegen geplanten Wartungsarbeiten ohnehin abgeschaltet. Ein Sprecher der Nuclear Regulatory Commission erklärte laut dem US-Fernsehsender ABC, die bei dem gefundenen Leck gemessenen Strahlungswerte seien "kaum nachweisbar" gewesen. Die Betreiberfirma Southern California Edison versicherte, weder Mitarbeiter noch Bevölkerung seien gefährdet gewesen. Man habe sich trotzdem aus Vorsicht zum Abschalten des Reaktors entschlossen.

Nach den bisherigen Erkenntnissen ist es im Dampferzeuger des Blocks Nummer 3 zu dem Problem gekommen. Die Anlage war im Dezember 2010 erneuert worden. Southern California Edison erklärte, man untersuche nun, wie es trotzdem zu einem Leck gekommen sei. In jedem Fall sei bei dem Zwischenfall keine Radioaktivität an die Umwelt abgegeben worden. Das Herunterfahren des Reaktors dauerte mehrere Stunden. Weil dadurch auch langsam der Druck in den Leitungen sinkt, hofft die Firma, dass kein weiteres Strahlendes Material mehr austritt. Anschließend soll das defekte Teil in dem betroffenen Dampferzeuger ausgetauscht werden. Die Betreiberfirma Southern California Edison erklärte, durch den Ausfall des Reaktors werde es nicht zu Stromengpässen in Kalifornien kommen. Man habe genügend Reservekapazitäten zur Verfügung.

Quelle: Spiegel Online

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