Sonntag, 30. Oktober 2016

Argumente für Ausstieg (5): Atomlobby mit Rücken zur Wand

Mehrere Berichte in der Sonntagspresse entlarven die Absichten der Stromkonzerne. Im besonderen Fokus steht dabei die Axpo, die mit Beznau I das älteste AKW der Welt betreibt und dort die Sicherheit untergraben will. Namentlich hinsichtlich der Erdbebensicherheit geht der Atomkonzern rechtlich gezielt gegen geltende Bestimmungen vor. Zugleich droht er unbelegt mit der Einforderung von Milliardensummen  bei Annahme der Ausstiegsinitative. Das beweist eindrücklich, wie weit es ein finanziell angeschlagener Stromkonzern zu treiben bereit ist. 

Das AKW Beznau mit den Reaktoren I + II - ersterer
der älteste weltweit! Wer würde schon ein 47jähriges
Bügeleisen, selbst nach Reparatur, endlos weiter nutzen?
(Bild: Guntram Rehsche)
Die Axpo zieht heute Sonntag ihr letztes Register und droht mit Forderungen in Milliardenhöhe, die der bereits jetzt konkursgefährdete Betreiber in Bundesbern einfordern werde, sollte die Initiative «für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie» am 27. November angenommen werden. Axpo-CEO Andrew Walo postuliert, sowohl die Kosten für die Endlagerung des Atommülls auf die Öffentlichkeit abwälzen zu können, als auch die durch die rechtzeitige Stilllegung seiner maroden Kraftwerke nur hypothetisch entgangenen Einnahmen einzufordern. Tatsache ist: 

  • Ob der Bund je Entschädigungszahlungen zu begleichen hat, kann erst nach Ende der jeweiligen Maximallaufzeiten gemäss Volksinitiative beurteilt werden. Solche Zahlungen wären auch erst dann, bei effektivem Eintritt, zu begleichen. Bis zu diesen Klärungen sind keine Forderungen, auch nicht nach Übernahme von Endlagerkosten zu anerkennen. Zentral wäre hingegen die detaillierte Offenlegung und regelmässige Nachführung der effektiven Kostenstruktur in den Schweizer AKW. Nur so kann die öffentliche Diskussion dazu sachlich geführt werden.
  • Atomstrom rentiert seit einigen Jahren nicht mehr – die Gestehungskosten übersteigen die Erträge längst. Das Wirtschaftsmagazin Bilanz schreibt von jährlichen Verlusten in der Höhe von 575 Mio. Franken. Auch wenn das Recht der Beschwerde existiert, so würde kaum ein Richter eine solche gutheissen. Denn: wo es keine Gewinne gibt, können solche auch nicht eingeklagt werden.
  • Marktwirtschaftliche Gegebenheiten und Gesetze ändern sich laufend. Es ist Aufgabe eines Managements, dem Rechnung zu tragen. Die Stromkonzerne haben die vor fünf Jahren lancierte Atomausstiegsinitiative offensichtlich ignoriert. Die Atomlobby hat sich gehörig verschätzt und Fehlinvestitionen in Milliardenhöhe getätigt. Dies, weil sie die Entwicklungen am europäischen Strommarkt schlichtweg verschlafen haben. Jetzt will sich das Management aus der Verantwortung stehlen, seine Führungsfehler in Franken ummünzen und die öffentliche Hand schröpfen. Plötzlich hat der gern zitierte «freie Markt» keinen Wert mehr und der Staat soll es richten. Die Vertreter der öffentlichen Hand - an vorderster Front Bundesrätin Leuthard - müssten sich klar von solch exorbitanten und unbegründeten Forderungen abgrenzen.
Mit beiden Presseartikeln wird überdeutlich, wie verzweifelt die Axpo agiert. Bricht - wie aktuell - das sachliche Argumentarium wie ein Kartenhaus in sich zusammen, wird gedroht und über horrende Kostenfolgen phantasiert. Das ist eine ebenso alte wie billige Kampagnenstrategie. 

Dienstag, 18. Oktober 2016

Argumente für Ausstieg (4): Reine Panikmache der Gegner

Die Gegner der Initiative «für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie» malen erwartungsgemäss schwarz. Dafür besteht freilich keinerlei Anlass: Die Initiative bringt den Plan und die Lösung, um die Schweiz und die Bevölkerung endlich aus der atomaren Falle zu befreien – ohne dass dabei die Lichter ausgehen. 

«Es ist äusserst erstaunlich, wie sich die sogenannt staatstragenden Parteien unter der Federführung des Wirtschaftsverbands Economiesuisse der konkursgefährdeten Atomlobby an die Brust werfen», zieht Beat Jans, Co-Präsident der Allianz «für einen geordneten Ausstieg aus der Atomenergie» nach dem Auftritt der Initiativgegner Bilanz. «Sie beschwören Schreckgespenster und zögern nicht, mit unhaltbaren Schlagworten Angst zu schüren und eine Verunsicherungskampagne zu fahren. Denn: unsicher ist unsere Energiezukunft nur, wenn wir den Atomausstieg nicht an die Hand nehmen und den Ausstieg sauber planen – mit einem Plan, wie ihn die Volksinitiative vorsieht.» Dernach sollen die bestehenden Atomkraftwerke nach spätestens 45 Jahren vom Netz gehen. Dies schafft endlich die nötige Sicherheit für Land und Menschen und legt erst den Grundstein für eine erfolgreiche Energiewende. In vier zentralen Punkten schüren die von der Atomlobby getriebenen Initiativgegner bewusst unbegründete Ängste und streuen der Bevölkerung Sand in die Augen: 

  • Stromknappheit & Blackout: Die Gegner verunsichern die Bevölkerung mit gezielten Falschaussagen über die Versorgungssicherheit. Das entbehrt der Grundlagen.
    Richtig ist: Bis heute ist keine der Vorhersagen einer Stromlücke eingetroffen. Im Gegenteil: Heute herrscht vielmehr eine Stromschwemme. Die Deckung unseres künftigen Strombedarfs mit erneuerbaren Energien und Effizienzmassnahmen ist gemäss detaillierten Szenarien (etwa von der ETH Zürich) möglich. Auch vorsichtige Berechnungen des Bundesamtes für Energie zeigen die Machbarkeit klar auf.
  • Dreckstrom & Auslandabhängigkeit: Die Gegner prognostizieren mehr dreckigen Strom in Schweizer Leitungen, wenn AKW abgeschaltet würden. Das ist nicht der Fall.
    Richtig ist: Der inländische Ausbau an neuen erneuerbaren Energien mit KEV-Unterstützung hat bereits eines der drei älteren AKW ersetzt. Wenn wir unser einheimisches Potenzial rasch genug erschliessen, werden sich unsere Importe nicht erhöhen. Sollte der Stromimport dennoch nötig werden, so kann durchaus auch ausländischer Ökostrom eingekauft werden. Weiter ist zu beachten, dass auch einheimischer AKW-Strom Dreckstrom bleibt, während die Strommixe unserer Nachbarländer immer sauberer werden. Ausserdem: In Tat und Wahrheit sind wir heute abhängig vom Ausland, denn das Uran der AKW müssen wir importieren. Einheimische erneuerbare Energien machen uns also unabhängiger.
  • Politisches Diktat & Sicherheit: Die Gegner sagen, die Sicherheit der hiesigen AKW sei gewährleistet und die Einhaltung der Vorgaben würde strengstens kontrolliert. Das reicht nicht.
    Richtig ist: Je älter AKW werden, desto anfälliger werden sie. Die fünf Schweizer AKW sind im Durchschnitt die ältesten weltweit. Beznau I ist im 47. Betriebsjahr und damit gar das älteste der Welt. Kein Atomkraftwerk wurde je so lange kommerziell betrieben. Wir haben folglich absolutes Neuland betreten. Das ist ein gefährliches Feldexperiment auf Kosten der Menschen und unseres Landes. Zudem gibt es keine umfassende Sicherheit, wie sie laufend beschworen wird. Ein Risiko bleibt immer. Dies zeigen auch zahlreiche Vorfälle in den Schweizer AKW und die zunehmenden, lange andauernden Abschaltungen aus Sicherheitsgründen der vergangenen Monate.
  • Finanzielle Folgen & Schadenersatzforderungen: Die Gegner werden nicht müde, von kommenden Schadenersatzforderungen der AKW-Betreiber zu erzählen. Das ist theoretisch möglich, praktisch aber kaum realistisch.
    Richtig ist: Grundsätzlich sind Beschwerden gegen Verfügungen des Bundes möglich. Das ist Teil unseres Rechtsstaates. Bei den gegenwärtigen Strompreisen rentieren Schweizer AKW jedoch bei weitem nicht. Im Gegenteil: Heute und in Zukunft werden die Betreiber nicht einmal ihre Fixkosten (Personal, Brennstoff) decken können, geschweige ihre Gestehungskosten inklusive der variablen Anteile. Der wiederholten Aufforderung, ihre effektiven Stromgestehungskosten auszuweisen, sind die AKW-Betreiber bisher nicht nachgekommen. Wo es also keinen Schaden gibt, gibt es auch nichts zu entschädigen.
Die Atomlobby und ihre Promotoren bei der Economiesuisse können innerhalb der bürgerlichen Parteien nicht auf geschlossene Reihen zählen. Am kommenden Freitag wird ein Wirtschaftskomitee – bestehend aus mehr als 50 Unternehmerinnen, Fachleuten und bürgerlichen Persönlichkeiten – aufzeigen, dass es auch anders geht, dass der geordnete, schrittweise Ausstieg aus der Atomenergie der richtige Weg ist und der Umstellung der Stromproduktion auf erneuerbare Energien erst die nötige Kraft gibt.

Quelle:  Allianz für einen geordneten Ausstieg

Sonntag, 16. Oktober 2016

Versicherung gegen Atomunfall

Bei einem Atomunfall in der Schweiz sind Boden- und Wohneigentum atomar verseucht, aber nicht versichert! Betroffenen Eigentümerinnen und Eigentümern von Liegenschaften und landwirtschaftlichem Land drohen hohe Kosten und der Privatbankrott! Darum fordert die unabhängige Bürgerinitiative Versicherungslücke Atomunfall von den AKW-Besitzern die Deckung dieser Versicherungslücke. Durch Schuldanerkennung für Boden- und Gebäudeeigentum im Falle eines Atomunfalls mit radioaktiver Verstrahlung, soll so mindestens der persönliche Ruin Betroffener abgewendet werden.

Worum geht es?
·       Die fünf AKW der Schweiz (Beznau I und II, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt) sind weltweit die ältesten[1]. Mühleberg ist vom Reaktortyp praktisch identisch mit denjenigen von Fukushima[2]. Auch Beznau I und II und die übrigen AKW weisen gemäss verschiedenen Studien zunehmende Sicherheitsmängel auf.[3]
·       Gemäss Kernenergiehaftpflichtgesetz (KHG) haftet der Inhaber eines AKW ohne betragsmässige Begrenzung für die Schäden, die seine Anlage verursacht.
·       Die Versicherungssumme gemäss Kernenergiehaftpflichtrecht beträgt gesamthaft für einen Unfall jedoch nur 1,8 Milliarden CHF[4]. Genügt diese Summe nicht zur Entschädigung, haftet zwar der AKW-Inhaber mit dem Rest seines Vermögens. Gemäss inoffiziellen Berechnungen des Bundes können durch einen schweren Atomunfall mit grosser Radioaktivitätsfreisetzung jedoch Schäden in der Höhe von gut und gerne 4'300 Milliarden CHF eintreten[5]. Versicherungssumme und Eigenkapital können die Schäden höchstens im Promillebereich abdecken.

Was bedeutet das?
·       Immobilien und Böden, welche tausenden von Familien, Paaren und Einzelpersonen, Landwirten, Winzern und Unternehmern als Anlage oder Altersvorsorge dienen, würden durch einen Atomunfall total oder weitgehend entwertet, jedoch von den Versicherungen bloss symbolisch entschädigt.
·       Erschwerend kommt hinzu, dass allfällige Hypothekarschulden weiterlaufen und Geschädigte für einen nicht mehr vorhandenen Wert Zinsen bezahlen müssen. Für Betroffene bedeutet dies faktisch der Privatbankrott.
·       Um ihre gesetzlich unbegrenzte Haftpflicht erfüllen zu können, müssten die Inhaber der AKW Rückstellungen in der Höhe des maximal möglichen Gesamtschadens bilden. Tatsächlich haben sie dies bisher nicht getan.
·       Rechtlich verbindlich müssen die Inhaber diese Rückstellungen jedoch tätigen, wenn sie eine offizielle Schuldanerkennung in Höhe der Versicherungssumme des Eigentums unterschreiben.

Aktueller Stand
Seit dem Start der Bürgerinitiative am 7. Oktober sind in den ersten vier Tagen bereits Forderungen von mehr als 100 Millionen Schweizerfranken an die AKW-Inhaber geschickt worden. Einige Bäuerinnen und Bauern sind dabei.

Die Bürgerinitiative ruft darum Boden- und Liegenschaftseigentümerinnen und – eigentümer auf, die Schuldanerkennung bei den AKW-Inhabern einzufordern!
Denn ohne Schuldanerkennung kann die Gefahr eines Privatbankrotts einzig mit dem baldigen Abschalten der AKW zu 100% vermieden werden. Die Initiative zum geordneten Atomausstieg von Ende November will genau dies. Ohne positive Reaktion der AKW-Inhaber sehen wir uns deshalb zur Sicherung unseres Vermögens zu einem Ja gezwungen.

Ansprechpersonen:

THOMAS GRÖBLY
+41(0)56 222 15 17 oder +41 (0)79 715 04 58
thomas.groebly@ethik-labor.ch
Michael Baumgartner
+41 (0)76 369 43 58
info@derentwickler.ch

DETAILLIERTE INFORMATIONEN UND VORGEHENSWEISEN UNTER: www.versicherungsluecke.ch


[1] Siehe International Atomic Energy Agency IAEA
[2] siehe z.B. http://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/fukushima-und-muehleberg-sind-fast-identisch-105881628
[3] siehe z.B. http://energiestiftung.ch/publikation-studien/risiko-altreaktoren-schweiz.html
[4] Kernenergiehaftpflichtgesetz (KHG)
[5] Gemäss «Katanos»-Studie des Bundesamts für Zivilschutz (1995) sind mit 4'300 Mia. CHF Schäden zu rechnen, diese Zahl wird von Experten und Medien meistens verwendet. Neuere Studien des Bundesamts für Bevölkerungsschutz aus dem Jahr 2003 gehen von Schäden zwischen 300 – 8'000 Milliarden CHF aus, je nachdem welche Schäden betrachtet werden.

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Argumente für Ausstieg (3): Wind und Sonne können's alleine

Erneuerbare Energien und Batteriespeicher können durch ein intelligentes Stromnetz so zusammenarbeiten, dass in einer definierten Region auch langfristig eine sichere und stabile Stromversorgung allein auf Basis von Wind und Sonne möglich ist (oder auf der Basis von Wasser und Wind für die Schweiz - fügt Solarmedia an). 

So lautet das Ergebnis der ersten Phase des Forschungsprojekts Smart Region Pellworm, in dem E.ON zusammen mit dem Netzbetreiber Schleswig-Holstein Netz AG, den Fraunhofer Instituten IOSB-AST und Umsicht, der Gustav Klein GmbH & Co. KG, Saft Batterien GmbH, der Fachhochschule Westküste sowie der RWTH Aachen das erste intelligente Stromnetz im Norden betrieben hat. Einer Mitteilung zufolge wird E.ON in der jetzt anschließenden zweiten Phase des Projekts auf der Nordseeinsel gemeinsam mit den Partnern an neuen Geschäftsmodellen erproben, wie man diese Art der Stromversorgung auf Basis von Batterien auch wirtschaftlich zu einem Erfolg bringen kann. Ziel sei es außerdem, die Technik in das bestehende virtuelle Kraftwerk des E.ON Tochterunternehmens HanseWerk Natur zu integrieren. 

In der Vergangenheit sei auf Pellworm deutlich mehr Strom mittels Windkraft und Photovoltaikanlagen produziert als verbraucht worden. Trotzdem sei wegen der schwankenden Einspeisung der erneuerbaren Energien häufig Strom vom Festland über zwei Seekabel importiert worden. Wichtig war es E.ON zufolge daher, Lösungen zu finden, um die schwankende Einspeisung Erneuerbarer abzufedern und deren Verwertung vor Ort zu verbessern. Es wurde ein spezielles System aus zwei elektrischen Großbatterien sowie thermischen Speichern errichtet, das über ein neuartiges Energiemanagement mit den Stromanschlüssen der Kunden sowie den Windkraft- und Photovoltaikanlagen auf der Insel verbunden wurde. 

Nachdem in der ersten Phase diese technische Umsetzung erfolgreich getestet worden sei, gehe es zukünftig vor allem darum, die Wirtschaftlichkeit zu optimieren, bei der sich in der ersten Phase noch Defizite gezeigt hätten. Durch Leistungssteigerungen, Skaleneffekte und Preisnachlässe sollen zukünftig die bisher noch sehr hohen Investitionskosten für die Speichersysteme ausgeglichen werden können. 

Die Meldung erscheint in der kommenden Ausgabe von EUWID Neue Energie. Den Inhalt der aktuellen Ausgabe können Sie hier abrufen. Ein Testpaket mit den unterschiedlichen Informationsmodulen (z.B. Printausgabe, E-Paper, Märkte und Preise, Premium News) kann hier angefordert werden.  
 
Informationen zum Start von EUWID Neue Energie im vergangenen Jahr finden Sie hier.

Quelle: EUWID

Dienstag, 11. Oktober 2016

Argumente für Ausstiegs-Initiative (2): Panik nicht gerechtfertigt

Bundesrätin Doris Leuthard hat ihre Ablehnung gegenüber dem geordneten Atomausstieg mit Unterstützung der CEO von Swissgrid und BKW dargelegt. Bundesrat und Atomwirtschaft versuchen die Umsetzung der Initiative als Problem darzustellen. Die Versorgungssicherheit kann gemäss Einschätzung der Schweizerischen Energie-Stiftung SES jedoch energie- wie netzseitig jederzeit gewährleistet werden. Die temporär erhöhten Stromimporte sind nicht zwingend umweltbelastender als der Schweizer Atomstrom. Im Gegenteil: Die Schweiz kann sogar auf 100% erneuerbaren Import-Strom setzen. Längerfristig hilft die Atomausstiegsinitiative dem Klima.

Archivbild: Guntram Rehsche
Am Dienstag hat Bundesrätin Doris Leuthard zusammen mit Vertretern der Atomwirtschaft ihre Argumente gegen die Atomausstiegsinitiative vorgestellt. Neben BKW-CEO Suzanne Thoma war auch Swissgrid-CEO Yves Zumwald anwesend – beides Vertreter der Atomwirtschaft, betreibt doch die BKW das AKW Mühleberg und die Swissgrid gehört vorwiegend den AKW-Betreibern Axpo, Alpiq und BKW. Vor Fukushima hat die Atomwirtschaft jahrelang eine Stromlücke herbeigeredet, um ihre Pläne für neue AKW in der Schweiz zu rechtfertigen. Heute ist klar: der Ausbau der erneuerbaren Energien in Europa wurde massiv unterschätzt. Alleine Deutschland exportiert fast den Jahresbedarf der Schweiz und gemäss der deutschen Regierung liegt die überschüssige Kraftwerkskapazität in Europa bei 100 GW. Das ist fast 30-Mal so viel wie die gesamte Schweizer AKW-Leistung. Es wird in Europa also weder an Leistung noch an Energie fehlen.

Deshalb wird nun die neue Netzlücke konstatiert, um den geordneten Atomausstieg zu verhindern: SES-Geschäftsleiter Jürg Buri: «Es ist absurd, dass das Abschalten der drei kleinen AKW per Ende 2017 am Stromnetz scheitern soll. Es geht nur um 15% der Stromproduktion» Die Schweiz hat das dichteste, leistungsfähigste und am besten integrierte Netz Europas. Letzten Sommer hat das Netz den Ausfall von allen fünf Reaktoren bewältigt, und diesen Winter wird nur die halbe AKW-Leistung zur Verfügung stehen. Beznau 1 und Leibstadt sind wegen Sicherheitsbedenken abgeschaltet.

Swissgrid hat im letzten Winter selber gezeigt, wie es geht
Im Winter 2015/16 konnte eine angebliche Engpasssituation dank marktseitigen Massnahmen seitens Swissgrid problemlos gemanagt werden. Das Problem waren zwei unplanmässig ausgefallene Altreaktoren, fehlende Transformatoren sowie der starke Export der Schweizer Wasserkraft ins Ausland. Gemäss Swissgrid wird in Beznau diesen Winter ein Ersatz-Transformator gebaut. Zudem ist die Branche auf den Wegfall der kleinen AKW vorbereitet und weiss, wie die Wasserkraft marktseitig im Land gehalten werden kann. Damit werden wir bei Umsetzung der Initiative im Winter 2017/18 in einer besseren Situation sein als im Winter 2015/16.

In der Schweiz stehen Wasserkraftwerke mit über 8 GW Leistung, die auf der 220kV-Ebene einspeisen. Diese können den Ausfall der drei 220-kV-AKW Mühleberg, Beznau 1 und 2 (Gesamtleistung 1,1 GW) übernehmen, sofern nicht genügend Strom von der Höchstspannungsebene transformiert werden kann. Dies gilt auch fürs Bernbiet, wo das AKW Mühleberg revisionsbedingt regelmässig still steht.

Atomausstieg ist problemlos umsetzbar
Jürg Buri «Die Panikmache ist ungerechtfertigt. Dank einheimischer Wasserkraft und dem dichtesten Netz Europas sind wir in einer komfortablen Situation. Der geordnete Atomausstieg ist technisch problemlos umsetzbar und führt langfristig zu einer verbesserten Versorgungssicherheit.» Alte Reaktoren sind störungsanfällig und ein dezentrales System ist grundsätzlich stabiler, weil der Ausfall einer einzelnen Komponente weniger gravierend ist.

Temporäre Importe müssen nicht dreckiger als CH-Atomstrom sein
Es ist möglich, dass wir mit der Ausstiegsinitiative ab Winter 2017/18 für einige Jahre mehr Strom importieren müssen, als wir das heute bereits tun. Dieser Importstrom muss nicht, wie heute behauptet wurde, dreckiger sein, als Atomstrom. Denn der Importstrom wird dank der zügigen Wende in Europa immer umweltfreundlicher und klimaschonender. Dies übrigens auch dank den Auslandsinvestitionen der Schweizer Stromfirmen. Sie verfügen mittlerweile über eine Ökostromproduktion (v.a. Wind, Wasser und Sonne) von mehr als zwei AKW Mühleberg. Als weitere Lösung für saubere Importe bieten sich auch Ökostrom-Zertifikate an, welche per sofort zu geringem Aufpreis einen Umstieg auf 100% Ökostrom ermöglichen. Jürg Buri: «Die Ausstiegsinitiative ist auch für das Klima ein Gewinn. Sie führt zu einem zügigen und verbindlichen Umstieg auf klimaschonende erneuerbare Energieträger.»


Quelle: Schweizerische Energie-Stiftung SES

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Argumente für Ausstiegs-Initative (1): Nach Beznau steht auch Leibstadt längere Zeit still

Nach Block 1 des AKW Beznau fällt nun auch das AKW Leibstadt für längere Zeit aus. Wegen Rost an Brennelementen und einer damit notwendigen Neubeladung des Reaktorkerns bleibt das Kraftwerk voraussichtlich bis Februar nächsten Jahres vom Netz. Sicherheit der AKW ist also fraglich.

Das AKW Gösgen neben der gleichnamigen Gemeinde
steht auch schon über 30 Jahre in Betrieb
Bild: Guntram Rehsche
Während der Jahreshauptrevision seien lokale Verfärbungen an mehreren Hüllrohren der Brennelemente bzw. der Brennstäbe entdeckt worden, schreibt die Kernkraftwerk Leibstadt AG (KKL) in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die notwendigen Untersuchungen hätten zu einer Verlängerung der Jahreshauptrevision geführt. Seit August wurden mehrere visuelle Inspektionen und Oxidschichtmessungen durchgeführt. Nun hat sich laut der KKL-Mitteilung gezeigt, dass mehr Brennelemente Anzeichen für eine Oxidation aufweisen und die Wiederinbetriebnahme der Anlage nur mit einer neuen Kernauslegung möglich ist.


In den nächsten Wochen werden die betroffenen Brennelemente in Stand gestellt oder ausgetauscht. Parallel dazu werden die Berechnungen der neuen Reaktorkernbeladung dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) zur Prüfung eingereicht. Die Beladung soll im Januar 2017 erfolgen.

Fazit von Solarmedia: Mit der Sicherheit der Schweizer AKW ist es auch nicht so weit her. Offenbar müssen sie - je älter sie werden - immer häufiger und länger ausser Betrieb gehen. Und die Stromversorgung der Schweiz ist deshalb in diesem Winter auch nicht infrage gestellt.

Quellen: Agenturen & Solarmedia